Kurt Bangert (Hg.)
Handbuch Spendenwesen. Bessere Organisation, Transparenz, Kontrolle, Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit von Spendenwerken
VS Verlag Wiesbaden 2011,
218 Seiten, 29,95 Euro
Wer spendet, will Gutes tun - und sicher sein, dass sein Geld der Zielgruppe zugute kommt. Er erwartet, dass Projekte vor Ort zuverlässig umgesetzt, die Finanzen kontrolliert und die Öffentlichkeit informiert werden. Die „Verwaltungskosten" sollen dagegen möglichst gering sein - diesem Widerspruch widmet sich das Handbuch ausführlich. Finanzplanung, Logistik und Kommunikation kosten Geld. Manche Spendenorganisationen sind daher dazu übergegangen, Werbekosten von Verwaltungskosten im engeren Sinne getrennt auszuweisen, um zu suggerieren, dass letztere besonders gering sind. Dies führt jedoch nur zu einer Verfestigung des Irrglaubens, ein geringer Anteil an Verwaltungskosten sei per se ein Qualitätsmerkmal.
Das Handbuch füllt eine Lücke auf dem Markt. Es bringt alle wichtigen Informationen zusammen, die Einsteiger ins Spendengeschäft kennen müssen. Die Autoren, die Herausgeber Kurt Bangert gewinnen konnte, sind durchweg profilierte Praktiker. Bangert leitet heute das World Vision Institut für Forschung und Innovation, nachdem er Pressesprecher bei World Vision und zuvor Mitarbeiter der Christoffel-Blindenmission gewesen ist. Er kennt die Profis des Spendenwesens und hat Experten der einzelnen Fachgebiete als Autoren in diesem Handbuch versammelt. Manche Kapitel sind verklausuliert formuliert, andere erfrischend anschaulich. Alle liefern jedoch umfangreiche Hintergrundinformationen.
Anlass für eine umfassende Diskussion des Aufbaus deutscher Spendenorganisationen gab der UNICEF-Skandal 2007/2008. Die Organisation hatte Provisionen für Spenden bezahlt, die auch ohne Provision getätigt worden wären. Außerdem flossen hohe Beraterhonorare, ohne dass die Gründe für die Bezahlung nachvollziehbar waren. In dem Handbuch fassen die Journalisten der Frankfurter Rundschau, die den Skandal aufgedeckt haben, ihre Erfahrungen noch einmal zusammen. Nach dem UNICEF-Skandal hat sich der Verband Entwicklungspolitik der Nichtregierungsorganisationen (VENRO) einen Verhaltenskodex gegeben, in dem Mindeststandards für die Organisation, Kommunikation und Betriebsführung festgeschrieben sind. Bernd Pastors und Jana Rosenboom erläutern den Diskussionsprozess, der zu dem Kodex geführt hat.
Herausragend ist der Beitrag von Ise Bosch, der Erbin eines Teils des Robert-Bosch-Vermögens, die in einem sehr persönlich gefassten Artikel begründet, warum man überhaupt spenden sollte. Dies ist jedoch das einzige Kapitel aus Spendersicht. Für Spender ist das Handbuch nur dann brauchbar, wenn sie wirklich einen tiefen Einblick in das Spendenwesen nehmen wollen. Hingegen empfiehlt sich der Band als Einführung für Spendenorganisationen, zumal kleinere, die wenig Erfahrung mit professioneller Spendenwerbung haben und eher nach Bauchgefühl vorgehen. Sie erhalten hier Hinweise, welchen Sinn professionelle Öff entlichkeitsarbeit und unabhängige Aufsichtsgremien haben.
Charlotte Schmitz
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