Ralph A. Austen
Sahara. Tausend Jahre Austausch von Ideen und Waren
Wagenbach Verlag, Berlin 2012,
240 Seiten, 24,90 Euro
Das spannend geschriebene Buch ist in vier Themenbereiche gegliedert: Von der Wüstenbarriere zur globalen Verkehrsader, Karawanenhandel und afrikanische Wirtschaft, der Kampf um die Herrschaft über die Sahara und ihre „Ufer“ sowie die Bedeutung des Islam und die ambivalente Rolle des Kolonialismus bei der Entwicklung und Ausbeutung der Sahara. Westliche und muslimische Händler profitierten gleichermaßen vom Gold- und Sklavenhandel und brachten großes Leid über die Völker in Subsahara-Afrika.
Austen schildert, wie sich der Islam langsam und uneinheitlich im Sahararaum verbreitete, lange in Vermischung mit den vorherrschenden spirituellen und kulturellen Vorstellungen der Zeit. So entstand, was Austen als „Islamicate“- Kultur bezeichnet. Sie ist vom Islam nicht vollständig beherrscht und lässt Raum für andere Kulturen und Riten. Das Werk bietet eine gute Übersicht über die unterschiedlichen muslimischen Strömungen, die das Leben in den vergangenen Jahrhunderten prägten.
Nach Austens Darstellung war vor allem der friedliche, mystisch orientierte Islam für die Identitätsbildung der Menschen in der Sahararegion von Bedeutung und schaffte eine Art Einheit unter den ethnisch heterogenen Wüstenbewohnern. Erst im Zuge des Befreiungskampfes gegen die westlichen Kolonialherren radikalisierte sich der Islam. Gegenüber den französischen (Algerien) und den italienischen (Libyen) Besatzern wurde der Dschihad erklärt. Austens Buch ist mit zahlreichen Bildern und Karten illustriert. Der Autor hinterfragt alte und präsentiert neue Forschungsergebnisse zur Kulturgeschichte der Sahara. (Dieter Hampel)
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