Gut für Klima und Leute

Wüstenstrom in Marokko
Strom aus Solarkraftwerken in der Wüste kann den steigenden Energiebedarf in Nordafrika stillen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eine Studie am Beispiel Marokko zeigt: Die Wüstenstromprojekte fördern außerdem die regionale Entwicklung.

Das Königreich Marokko will zum Vorreiter für erneuerbare Energien in Nordafrika werden. Auf mindestens 42 Prozent soll der Anteil der erneuerbaren Energiequellen an der Stromerzeugung bis 2020 steigen. Um das zu erreichen, entsteht unter anderem nahe der 100.000-Einwohner-Stadt Ouarzazate im Süden des Landes ein riesiges Solarthermie-Projekt. Gefördert wird das Kraftwerk von internationalen Kreditgebern, darunter auch die deutsche Förderbank KfW. 2019 soll hier das weltweit größte Solarkraftwerk ans Netz gehen. Noor 1, der erste Abschnitt mit 160 Megawatt elektrischer Leistung, soll im Oktober den Betrieb aufnehmen.

Wie sich das Großprojekt auf die Entwicklung der ärmlichen Wüstenregion und die Lebensbedingung der lokalen Bevölkerung auswirkt, haben Forscher der Organisation Germanwatch und des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie in einer Studie untersucht. Ergebnis: Für die Bewohner der angrenzenden Dörfer habe sich der Bau des Kraftwerks günstig ausgewirkt. Es seien viele Arbeitsplätze geschaffen worden und Investitionen in die Infrastruktur erfolgt.

Für die Studie haben die Autoren über 300 Interviews mit Bewohnern mehrerer Gemeinden geführt. Es habe sich gezeigt, dass die Akzeptanz für das Solarkraftwerk sehr hoch sei, sagt Boris Schinke von Germanwatch. Anders als bei vielen Großprojekten in Entwicklungsländern oder dem Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland habe es keine Proteste gegeben. Das sei ein Verdienst der marokkanischen Behörden. „Sie versuchen, den Nutzen des Kraftwerks für die Region hervorzuheben“, meint Schinke. Auch der Verkauf von Land für das Kraftwerk sei friedvoll verlaufen. Mit den Erlösen würden nun Schulen renoviert und die Gesundheitsversorgung ausgebaut.

Das soziale Gefüge in den Dörfern wird gestärkt

„Die Menschen sehen das Kraftwerk als Aufwertung ihrer Region“, meint Schinke. Die Hoffnung auf Arbeit und Einkommen führe dazu, dass weniger junge Leute die ländliche Region verlassen und das soziale Gefüge in den Dörfern wieder gestärkt wird. Klar sei aber auch, dass ein Solarkraftwerk kein Allheilmittel sein könne. So seien viele Arbeitsplätze nur vorübergehend und es gebe trotz der Einführung eines Studiengangs für erneuerbare Energien nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten.

Viele hätten anfangs überzogene Erwartungen gehabt und seien nun enttäuscht. Um das zu künftig zu verhindern, sollten betroffene Bewohner und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen schon bei der Planung und Gestaltung der Projekte stärker mit einbezogen werden.

Zumindest die größte Sorge der Anwohner über den hohen Wasserverbrauch des Solarkraftwerks scheint bei den Verantwortlichen angekommen zu sein. So soll laut Schinke beim Bau der nächsten beiden Abschnitte Noor 2 und Noor 3 auf eine Wasserkühlung verzichtet werden und stattdessen ein teureres System mit Luftkühlung zum Einsatz kommen. Auch wenn das den Wassermangel in der Region nicht wesentlich lindere – verglichen mit der Förderung fossiler Rohstoffe oder dem Betrieb konventioneller Kraftwerke hätten Solarkraftwerke kaum Nachteile.

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