Welcher Freiwilligendienst passt?

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Freiwilligendienst „weltwärts“
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Das Angebot an freiwilligen Einsätzen im Ausland ist fast unüberschaubar. Darauf sollte man bei der Auswahl achten.

Eine Zeit im Ausland leben, Gutes tun, Neues erfahren und Sprachen lernen – diesen Traum erfüllen sich immer mehr junge Leute. Das gilt besonders für Kurzzeiteinsätze in Umwelt- und Sozialprojekten, den „Voluntourismus“. Aber auch die Zahl der Teilnehmenden an längeren internationalen Freiwilligendiensten wächst: Laut dem Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee (AKLHÜ) ist sie zwischen 2004 und 2015 von knapp 6000 jährlich auf knapp 8500 gestiegen.  

Welche Programme gibt es?

Nichtstaatliche Entsendeorganisationen bieten internationale Freiwilligendienste mit einem sechs bis 24 Monate langen Einsatz an – für Frieden und Menschenrechte, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit, Kultur, Bildung oder Umweltschutz. Der bekannteste von ihnen ist „weltwärts“, das vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) 2008 ins Leben gerufen wurde. Damit können junge Leute zwischen 18 und 28 Jahren in Projekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa mitarbeiten. 160 nichtstaatliche Organisationen sind zurzeit als Entsendeorganisationen aktiv, darunter Missionswerke, Brot für die Welt und Misereor.

Auf Platz zwei folgt der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) des Bundesfamilienministeriums; die 15 bis 27 Jahre alten Teilnehmenden werden unter anderem in der Arbeit mit alten, kranken oder behinderten Menschen sowie Kindern und Jugendlichen eingesetzt. IJFD ist in allen Ländern möglich, besonders hoch im Kurs stehen Großbritannien, Frankreich, Israel und die USA. Weitere Möglichkeiten: Das Auswärtige Amt fördert den Dienst „kulturweit“ in deutschen Kultureinrichtungen im globalen Süden. Beim Europäischen Freiwilligendienst können junge Erwachsene bis 30 Jahre in gemeinnützigen Projekten in EU-Mitgliedsländern und benachbarten Partnerländern mitarbeiten.

Darüber hinaus gibt es private gemeinnützige Freiwilligendienste, die keine staatlichen Zuschüsse erhalten. Sie sind oft etwas flexibler bei Einsatzdauer und Ausreiseterminen. Eine wachsende Zahl auch kommerzieller Organisationen bietet zudem eine Kombination von Urlaub und freiwilliger sozialer Arbeit im Ausland an. Diese Kurzzeiteinsätze dauern meist nicht länger als drei Monate.

Wer bezahlt was?

Solche Voluntourismus-Programme sind zwar flexibel, was Einsatzzeit und -ort angeht, aber auch teuer. Die Teilnehmenden müssen alles selbst bezahlen. Bei den staatlich geförderten Programmen variiert der Zuschuss: Beim IJFD steuert der Staat 350 Euro monatlich bei, das BMZ macht für einen „weltwärts“-Freiwilligen im Monat immerhin 620 Euro plus Gesundheitskosten locker und übernimmt damit bis zu 75 Prozent der gesamten Kosten. Die Organisationen müssen also zwischen 25 und 60 Prozent der Mittel selbst aufbringen. Sie erwarten von den Teilnehmenden, dass sie bei der Einwerbung von Spenden helfen und dafür etwa einen Unterstützerkreis aufbauen, der den Freiwilligendienst auch inhaltlich begleitet. Gisela Kurth vom AKLHÜ findet das pädagogisch sinnvoll: Die jungen Leute setzten sich intensiver mit ihrer künftigen Arbeit in einem Projekt auseinander, wenn sie es anderen erklären und für ihren Dienst um Spenden werben. „Die Verpflichtung gegenüber den Unterstützern kann außerdem helfen, die Durststrecke zu überwinden, die sich bei jedem längeren Einsatz einstellt“, meint sie.

Wie werden die Freiwilligen betreut?

Voluntourismus-Anbieter stehen in der Kritik, die Freiwilligen nicht sorgfältig genug auszuwählen und zu betreuen. Bei den staatlich geförderten Diensten ist die Teilnahme an Vor- und Nachbereitungskursen verpflichtend. Zu den Inhalten zählen interkulturelles Lernen, Informationen über das Gastland, Sicherheit, Umgang mit Krisen und Konflikten sowie die Auseinandersetzung mit den eigenen Erwartungen, Hoffnungen und Ängsten. Auch Themen wie Rassismus und Kolonialismus sowie der Umgang mit Stereotypen werden laut Gisela Kurth zunehmend aufgegriffen.

Wie wird die Qualität gesichert?

Dafür sollen zwei verschiedene Zertifizierungsverfahren sorgen: „Qualität in Freiwilligendiensten“ (Quifd) und das Gütezeichen „Internationaler Freiwilligendienst – Outgoing“ (RAL). Beide basieren auf Standards, die Organisationen einhalten müssen, um das jeweilige Gütesiegel zu erlangen. Sie müssen die Bewerber umfassend über die Einsätze informieren; die Einsätze müssen verlässlich organisiert sein; die Freiwilligen müssen kompetent angeleitet und während ihres Dienstes persönlich begleitet werden; und die Organisationen sind verpflichtet, das eigene Handeln „ständig kritisch zu hinterfragen“. Die Träger von „weltwärts“ müssen sich spätestens zwei Jahre, nachdem sie in das Programm eingestiegen sind, zertifizieren lassen, ein Großteil der IJFD-Träger ist ebenfalls zertifiziert. Vor allem für kleine, ehrenamtlich arbeitende Organisationen sei das Verfahren sehr aufwendig und daher schwer zu leisten, sagt Gisela Kurth. Wenn das Gütesiegel fehle, heiße das also nicht zwangsläufig, dass es einer Organisation an Qualität mangelt.  

Welche Verpflichtungen haben Freiwillige nach ihrer Rückkehr?

Bei „weltwärts“ gehört dazu, dass die Freiwilligen erworbenes Wissen in Schulen oder bei Vorträgen weitergeben. Für kleine Projekte, darunter Informationsveranstaltungen und Workshops zum globalen Lernen, stellt das Entwicklungsministerium Geld in einem Rückkehrer-Fonds bereit. Andere staatliche Stellen sind da weniger großzügig. Dennoch engangieren sich  viele Freiwillige nach ihrem Dienst, etwa in der Arbeit mit Geflüchteten. Laut einer Umfrage vom AKLHÜ sind allein ein Fünftel der Rückkehrer in Initiativen ihrer Entsendeorganisation aktiv.

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erschienen in Ausgabe 5 / 2017: Gutes tun? Ehrensache!
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