Europäische Kirchen beschließen Reform ihrer Zusammenarbeit

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) wird sich in den kommenden vier Jahren grundlegenden Reformen unterziehen. Das haben die Delegierten der 126 Mitgliedskirchen bei der 13. Vollversammlung Mitte Juli in Lyon beschlossen. Sowohl strukturelle als auch inhaltliche Veränderungen sollen die Arbeit des ökumenischen Gremiums transparenter und effizienter machen und der Stimme der KEK auf europäischer Ebene wieder mehr Gewicht verleihen.

Vor allem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), einer der Hauptgeldgeber der KEK, hatte sich für die Reformen ausgesprochen. Seit der Überwindung der Teilung Europas 1990 hätten sich bei der KEK immer deutlicher „zentrifugale Kräfte“ bemerkbar gemacht, sagt der Auslandsbischof der EKD, Martin Schindehütte. Die Interessen  der Kirchenfamilien sind laut Schindehütte immer weiter auseinandergedriftet. „Die KEK hat sich offensichtlich noch nicht hinreichend in ihrer Aufgabe und Struktur auf die tiefgreifend veränderte Lage in Europa eingestellt.“ Der Antrag der EKD sei im Vorfeld mit zahlreichen anderen Mitgliedern, wie zum Beispiel der Church of England, der Schwedischen Kirche, dem Schweizer Evangelischen Kirchenbund oder dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel abgestimmt worden. 90 Prozent der Delegierten in Lyon sprachen sich dafür aus.

Eine Arbeitsgruppe soll in den kommenden vier Jahren Vorschläge für eine neue Verfassung und klarere inhaltliche Ziele erarbeiten. Die Mandate der KEK-Organe sollen demnach präziser formuliert und besser aufeinander bezogen werden. Auch inhaltlich soll die Arbeit der KEK deutlicher definiert werden. „Die Stimme der Kirchen muss vor allem bei ethischen Fragen oder bei Fragen um die Bewahrung der Schöpfung hörbarer werden“, sagt Schindehütte. Wichtige Themen seien außerdem der interreligiöse Dialog und der Dialog mit der charismatischen Bewegung. Die Vollversammlung der KEK, die normalerweise alle sechs Jahre zusammentritt, wird sich bereits 2013 wieder treffen, um über die Vorschläge aus der Arbeitsgruppe abzustimmen. „Es ist wichtig, dass möglichst viele Mitgliedskirchen an dem Reformprozess beteiligt werden“, sagt Schindehütte. Auch die kleineren Kirchen sollten in der KEK einen Ort finden, an dem ihre Interessen wahrgenommen würden.

Die KEK wurde 1959 im dänischen Nyborg gegründet. Heute gehören ihre 126 anglikanische, orthodoxe und protestantische Kirchen an, nicht aber die Katholische Kirche. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., forderte in Lyon nach Möglichkeiten zu suchen, wie auch die Katholische Kirche in einen multilateralen und ökumenischen Kirchenverbund eingebunden werden kann. Schindehütte bezeichnet das als „wünschenswerte Vision“. Allerdings glaube er nicht, dass daraus kurz- oder mittelfristig Realität werden könne. „Dazu müsste die Katholische Kirche zuerst ihr eigenes Kirchenverständnis überdenken, demzufolge nur sie die einzige legitime Kirche ist.“ Von der KEK-Reform verspricht sich Schindehütte, dass der Verbund dank klarerer Mandatierung und besserer Organisation künftig wirksamer mit der Katholischen Kirche in europäischen Fragen zusammenarbeiten wird.

erschienen in Ausgabe 9 / 2009: Medien: Die heiße Ware Information
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