An Daten mangelt es nicht

UN-Nachhaltigkeitsziele
UN und Weltbank haben eine Partnerschaft mit Technologiekonzernen wie Google geschlossen, damit diese Daten zu den SDGs liefern. Viel dringender wäre aber beherztes politisches Handeln, um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, kommentiert Melanie Kräuter.

Eigentlich wissen wir doch längst, was im Argen liegt: sei es bei der Erderwärmung und den damit drohenden fatalen Folgen für Umwelt und Menschen, sei es bei den Nachhaltigkeitszielen der UN, die sicher nicht bis 2030 erreicht werden, wenn die Regierungen so weiter machen wie bisher.

Doch nun wurde am Rande der UN-Generalversammlung die neue Initiative „Data for now“ gefeiert, eine Partnerschaft der Vereinten Nationen mit IT-Konzernen wie Google,  Alibaba und Vodafone. Der Hintergrund: Viele Daten seien zu alt, zu ungenau oder unvollständig, um die Fortschritte bei der Umsetzung der 17 UN-Nachhaltigkeitszielen richtig zu messen, sagte Amina Mohammed, die stellvertretende UN-Generalsekretärin, bei der Vorstellung der Initiative. Deswegen will Google beispielsweise seine Satellitenbilder und anonymisierte Daten von Mobiltelefonen der Bevölkerung  den Regierungen zur Verfügung stellen, damit Echtzeit-Karten zu Wettergeschehen, Nahrungsunsicherheit oder möglichen Seuchenausbrüchen erstellt werden können. Das klingt zwar gut, dennoch werden mehr Daten nicht helfen, die SDGs umzusetzen.

Die wesentlichen Defizite sind bekannt

Sicher, die Datenlage bezüglich der SDGs ist teilweise verbesserungswürdig, zum Beispiel wenn Millionen von Binnenflüchtlingen nicht in nationalen Statistiken auftauchen, weil sie sich nicht ausweisen können. Trotzdem sind die wesentlichen Defizite längst bekannt, wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres bei der Veröffentlichung der neuesten SDG-Zahlen im Juli klargemacht hat: „Der globale Hunger nimmt zu, und mindestens der Hälfte der Weltbevölkerung mangelt es an grundlegender Gesundheitsversorgung. Mehr als die Hälfte der Kinder weltweit erreicht nicht die Grundstandards  in Lesen und Mathe;  (…) und Frauen in allen Teilen der Welt sind weiterhin struktureller Benachteiligung und Diskriminierung ausgesetzt“, schreibt er im Vorwort des SDG-Reports. Er fordert deshalb vor allem „eine stärkere, schnellere und ambitioniertere Antwort“, um die  Ziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Natürlich ist es sinnvoll zu messen, ob man auf dem richtigen Weg ist, aber es muss nicht jedes Jahr und von zig verschiedenen Seiten sein. Ob UN-Report oder SDG-Index der Bertelsmann-Stiftung: Beide Untersuchungen sind dieses Jahr zum Schluss gekommen, das nicht genug getan wird, um alle SDGs zu erreichen. Deswegen wäre es besser, nicht noch mehr Geld in eine wachsende Industrie zu investieren, deren Hauptziel es ist, (Miss-)Erfolge zu messen und noch mehr Daten zu sammeln. Sondern dort, wo Geld am nötigsten gebraucht wird: bei den Menschen vor Ort für Klimaschutz, Bildung, Hygiene und Gesundheitseinrichtungen. Für die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele gilt dasselbe wie im Kampf gegen die Erderwärmung: Wir wissen was zu tun ist, packen wir’s an.

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