„Klimaschutz muss Chefsache bleiben“

Cop 25
Sabine Minninger erklärt, warum es ohne große Klimakonferenzen nicht vorangeht.

Frau Minninger, Sie sind für Brot für die Welt bei der Klimakonferenz in Madrid dabei. Entwicklungsminister Gerd Müller hat sich gegen eine Teilnahme entschieden. Was halten Sie davon?
Ich finde es sympathisch, wenn er sagt, dass er nicht mit einem ganzen diplomatischen Tross hier anreisen will. Aber es ist problematisch, wenn er es damit begründet, dass es in Madrid vor allem um technische Dinge geht. Das stimmt nicht: Wir verhandeln hier über Regeln für einen globalen Kohlenstoffmarkt. Und darüber, wie den ärmsten Ländern beim Umgang mit Klimaschäden- und Verlusten geholfen werden kann. Für sie ist der Gipfel in Madrid der bisher wichtigste für das Thema Klimaschäden. Das zeigt: Jeder Klimagipfel ist hochpolitisch.

Was hätte Müller denn auf der Konferenz erreichen können?
Es braucht Vorbilder im Klimaschutz und bei Anpassungsprojekten. Deutschland hat viel Geld für die Klimafinanzierung bereitgestellt. Ich hätte mir gewünscht, dass Gerd Müller in Madrid versucht, andere Länder mitzuziehen.

Was halten Sie von seinem Vorschlag, nur alle zwei Jahre eine Klimakonferenz auf Ministerebene zu veranstalten?
Das ist zu wenig. Solange wir so wenige Fortschritte machen, muss Klimaschutz Chefsache bleiben.

Müller hat auch die Klimabilanz des Gipfels angesprochen: Müssen wirklich jedes Jahr 25.000 Menschen zu einer Konferenz fliegen, um über Klimaschutz zu diskutieren?
Ja, das ist absolut notwendig. Die Konferenz ist der Motor des Klimaschutzes, weil die ärmsten Staaten hier ihre Forderungen stellen können. Wir können die Konferenz nicht einfach abschaffen. Wir brauchen sie als Ort, wo Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um ein globales Problem und die globalen Lösungen zu verhandeln. Dazu gehören Vertreter der Zivilgesellschaft aus dem Süden, die besonders vom Klimawandel betroffen ist. Und Vorbilder aus Wirtschaft und Industrie, die anderen zeigen, wie Klimaschutz funktioniert.

Sie vertreten weder die Zivilgesellschaft aus dem Süden noch die Wirtschaft: Warum braucht es in Madrid so viele Vertreter deutscher Organisationen wie Brot für die Welt?
Zum Beispiel, um solche Interviews zu geben. Es ist wichtig, die eigene Regierung zu mehr Klimaschutz anzutreiben und wenn nötig auch zu kritisieren. Als Teil des Dachverbands Climate Action Network begleiten und beobachten wir die Verhandlungen. Wir versuchen, Einfluss zu nehmen, indem wir unsere Forderungen regelmäßig in den Prozess einbringen. Und wir unterstützen und beraten ärmere Länder etwa aus der Pazifikregion oder Afrika, die hier nur mit zwei, drei Unterhändlern vertreten sind, während große Staaten teilweise mit 200 Fachleuten anreisen. All das geht natürlich nur, wenn wir vor Ort dabei sind.

Das Gespräch führte Sebastian Drescher.

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Der blasse Minister Gerd Müller hat richtig entschieden. Kein vernünftiger Mensch sollte an einer Konferenz teilnehmen, die erkennbar das Gegenteil von dem bewirkt; was sie erreichen will. Während der Konferenz und danach hat sich die Biosphäre weiter erwärmt und das hat einen einfachen Grund. Nicht die täglich hinzuaddierten Kohlendioxidmengen sind schuld daran, sondern die seit 150 Jahren dort angehäuften. Auch wenn alle Teilnehmer zuhause geblieben wären, kein zusätzliches CO2 produziert hätten durch ihre Reise, wird es wärmer werden. Es ist wie mit dem Plastikproblem der Weltmeere. Das wird auch nicht dadurch gelöst, dass niemand mehr Plastik in Gewässer wirft. Und das Argument mit dem Interview ist doch sehr schwach. Was Frau Minninger zu sagen hat, hätte sie auch von zuhause weitergeben können.

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