Deutsche Städte beraten Südafrika
In weniger als 1000 Tagen beginnt die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika 2010. Dreizehn deutsche Kommunen unterstützen südafrikanische Austragungsorte bei der Planung und Organisation des größten Fußballfestes der Welt.
Die Südafrikaner stehen vor großen organisatorischen Herausforderungen. Die Mitarbeiter der WMBüros in den neun Austragungsorten, darunter Johannesburg, Kapstadt, Durban und Port Elizabeth, haben jede Menge Fragen. Die gehen zum Beispiel an Henriette Wägerle vom Referat für Arbeit und Wirtschaft in München.
Wägerle hat 2006 das WM-Büro in der bayerischen Landeshauptstadt geleitet. Sie war bereits eine Woche in Kapstadt,um dort den südafrikanischen WM-Verantwortlichen Rede und Antwort zu stehen. „Die Fifa richtet alle vier Jahre eine Weltmeisterschaft aus. Für die Kommunen ist die Aufgabe immer neu. Ich habe mich vor der Weltmeisterschaft 2006 in Portugal informiert. Jetzt möchte ich etwas von meinen Erfahrungen an Südafrika weitergeben“, sagt sie.
Die Kosten für Beratungseinsätze in Südafrika trägt die Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt) mit Mitteln aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Kommunen leisten ihren Beitrag, indem sie Mitarbeiter für die Beratung freistellen. Die Workshops in Südafrika organisiert das dortige InWEnt-Büro.
In den Workshops werden der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Organisation von Rettungsdiensten und Katastrophenschutz besprochen, aber auch Marketing und Werbung.„Es geht darum, wie eine Kommune in Südafrika die Fußballweltmeisterschaft nutzen kann, um ihre Bekanntheit als Wirtschaftsstandort zu steigern“, sagt Henriette Wägerle.
In Leipzig gibt Christoph Hümmeler vom Stadtplanungsamt seine Kenntnisse in Marketing und über die Organisation von Fanfesten weiter. Hümmeler war Leiter des WM-Büros der Stadt Leipzig, inzwischen hat auch er Südafrika besucht. „Wir beraten die Kommunen auch im Umgang mit der Fifa und ihren teilweise sehr komplizierten Regeln“, sagt er. Hier gebe es einige Fallstricke. So dürften die Städte Werbeaktionen nur mit Unternehmen durchführen, die als Sponsoren an der WM beteiligt sind. Für die Kommunen sei es nicht immer ganz einfach, sich gegenüber der mächtigen Fifa zu behaupten, so Hümmeler.
In Südafrika traf der Leipziger WM-Experte auf sehr unterschiedlich kompetente und engagierte Partner. Berichte, nach denen die gesamte Organisation chaotisch ablaufe, kann er aber nicht bestätigen. Umso wichtiger sei es, dass engagierte WM-Planer in Südafrika das nötige Rüstzeug an die Hand bekommen, um sich in den komplizierten Vertragsfragen zurechtzufinden. Thomas Jedlitschka, Jurist und Justitiar aus dem früheren Berliner WM-Büro, kennt inzwischen alle Kniffe und Feinheiten der Fifa-Verträge.
„Die Südafrikaner möchten zum Beispiel wissen, wie sich kleine und mittlere Unternehmen überhaupt einbringen können. Die Sponsoren verdrängen ja fast alle Interessenten“, sagt Jedlitschka. „Deshalb ist es wichtig, die Verträge genau zu kennen und Spielräume auszuloten.“
Claudia Mende
welt-sichten 1-2008