Bomben und Granaten mit ordentlichem Wumms

Reife Leistung
Der oberste deutsche Rüstungslobbyist hat an die EU appelliert, sie solle Investitionen in die Waffenindustrie als „positiven Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit“ anerkennen und unterstützen. Der Mann hat recht! Unsere Glosse.

Nachhaltigkeit. Bei diesem Wort dachten wir bisher an bunte Blumenwiesen, an leise vor sich hin surrende Windräder vor blauem Himmel, an sportliche Mütter, die mit schnittigen Lastenfahrrädern ihre Kinder durch Großstädte kurven – und vielleicht noch an Anton Hofreiter, der beherzt zur Heugabel greift und nach getaner Arbeit ein Glas noch euterwarme Milch trinkt. Nicht gedacht haben wir hingegen an gepanzerte Stahlkolosse mit drehbaren Glattrohrkanonen, die auf rasselnden Ketten über Felder und Gehöfte pflügen; an nach Raubvögeln benannte Kampfjets, die im Tiefflug über rauchende Städte donnern, bevor sie die unter ihren Flügeln montierten Luft-Luft-Raketen abfeuern; oder an das Hightech-Sturmgewehr, leicht und wendig, ideal für den nervenaufreibenden Häuserkampf.

Aber dann hat Russland die Ukraine überfallen und wir sind in einer anderen Welt aufgewacht. Der oberste deutsche Rüstungslobbyist, Hans Christoph Atzpodien, hat unlängst an die Europäische Union appelliert, sie solle Investitionen in die Waffenindustrie als „positiven Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit“ anerkennen und unterstützen. Der Mann hat recht, denn was wirkt nachhaltiger als Bomben und Granaten mit ordentlichem Wumms? Wo die hinfallen, wird alles zu Schrott und muss wieder neu aufgebaut werden – das schafft Arbeitsplätze. Streumunition reißt bizarre Wunden, die versorgt werden müssen – das bringt medizinische Innovationen voran. Und wenn das Geschäft brummt, treibt das die Aktienkurse von Rheinmetall, Krauss-Maffei und Co. in die Höhe – das entlastet die staatliche Rente.

Damit die Waffenschmieden ihr Nachhaltigkeitspotenzial so richtig entfalten können, muss natürlich möglichst oft aus allen Rohren gefeuert werden. Gelegenheiten dazu lassen sich in unserer Welt ja zum Glück genug finden. Danke also, Wladimir Putin, für vorbildlichen Einsatz zur Förderung nachhaltiger Investitionen.

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erschienen in Ausgabe 6 / 2022: Afrika schaut auf Europa
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