Schwäbisch Gmünd ausgezeichnet

Amt für Medien und Kommunikation Schwäbisch Gmünd
Engagiert für die Eine Welt: Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gmünder Initiativen 2019 anlässlich der Bewerbung um einen Preis der Stuttgarter Stiftung Entwicklungszusammenarbeit.
Kommunale Entwicklungspolitik
Nord-Süd-Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe gehen in Kommunen Hand in Hand. Das zeigt die Stadt Schwäbisch
Gmünd, die für ihr Engagement ausgezeichnet wurde.

Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg hat im Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt den ersten Preis in der Kategorie mittlere Städte gewonnen. Die Jury hatte vor allem überzeugt, wie in der 60.000-Einwohner-Stadt die Zivilgesellschaft in das Engagement für Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit eingebunden ist. „Das Besondere an Schwäbisch Gmünd ist die Bürgernähe, der gegenseitige Austausch und die Bündelung der Themen in einem Amt. So können wir besser in die Verwaltung hineinwirken“, sagt Inga Adam, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik.

Auf der Seite der Zivilgesellschaft ist der 2010 gegründete Arbeitskreis Eine Welt das Zentrum der Aktivitäten, ein loses Bündnis von rund zwanzig Organisationen und Institutionen ohne formale Aufnahmekriterien, zu dem unter anderem der seit mittlerweile über 40 Jahren bestehende Gmünder Weltladen und die Evangelische Kirchengemeinde gehören. „Durch die Zusammenarbeit mit dem Amt und Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) ist die Wertigkeit von Eine-Welt-Arbeit in der Kommune deutlich gestiegen“, sagt Cordula Reichert, die zehn Jahre lang bis 2019 Sprecherin des Arbeitskreises Eine Welt war. Heute ist sie Mitglied im Vorstand des Gmünder Weltladens.

Den konzeptionellen Rahmen für das Engagement bilden die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die in einer Strategie für die kommunale Entwicklungspolitik auf Schwäbisch Gmünd heruntergebrochen wurden. Wie sich Kommune und Zivilgesellschaft gegenseitig stärken, zeigt sich gut am Beispiel des fairen Handels. Die Stadt hat beschlossen, dass die Ämter bei ihrem Einkauf Produkte aus Kinderarbeit vermeiden sollen. Kaffee, Tee und Orangensaft werden seither aus fairem Handel bezogen, und der fair gehandelte Kaffee im Rathaus wird ausschließlich im lokalen Einzelhandel bezogen. Auch beim Kauf von Natursteinen soll sichergestellt sein, dass sie nicht aus ausbeuterischer Kinderarbeit stammen. Dienstleister wie Bauunternehmer müssen entsprechende Zertifikate präsentieren oder verbindlich bestätigen, dass nirgendwo in der Lieferkette Kinderarbeit vorkommt und Sozialstandards eingehalten wurden.

„Faire Kaffeetafel“

Vom Engagement der Stadt für den fairen Handel profitiert auch die Zivilgesellschaft. „Gemeinsame Veranstaltungen haben dazu beigetragen, die Eine-Welt-Arbeit bekannter zu machen“, sagt Cordula Reichert. So gab es etwa 2017 eine öffentliche „Faire Kaffeetafel“, bei der sich der Oberbürgermeister publikumswirksam in fairem Kaffee aufwiegen ließ. Die lokalen Medien berichteten darüber. „Das war ein Riesenerfolg“, so Reichert, „danach haben auch Arztpraxen und Steuerberater im Weltladen fairen Kaffee gekauft.“ In den kommenden Jahren will Schwäbisch Gmünd die faire Beschaffung in der Stadtverwaltung ausweiten und die Mitarbeitenden weiter für das Thema sensibilisieren. Außerhalb der Verwaltung will man vor allem die Gastronomie stärker auf das Thema ansprechen.

International kooperiert Schwäbisch Gmünd seit 2018 im Rahmen der Initiative „Kommunales Knowhow für Nahost“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt mit der libanesischen Kommune Bekarzala. Ziel der Initiative ist es, Kommunen in den Nachbarländern Syriens so wie Bekarzala bei der Aufnahme von Geflüchteten zu unterstützen. Dabei stellt der teilweise Staatszerfall im Libanon die Projektpartner in Schwäbisch Gmünd vor einige Probleme. „Alles läuft zäh, die Verwaltung ist zentralistisch organisiert und alle Entscheidungen werden in der Hauptstadt Beirut gefällt“, sagt Inga Adam von der Gmünder Stadtverwaltung. Kommunale Angestellte in Bekarzala würden teilweise gar nicht mehr zur Arbeit erscheinen, weil sie seit Monaten keine Gehälter mehr bekommen hätten. Trotzdem wolle man in Schwäbisch Gmünd weitermachen, so gut es geht. Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist das Thema Bildung, konkret geht es um die Renovierung eines Gymnasiums, auch ein Neubau ist im Gespräch.

Mit Bahir Dar in Äthiopien besteht eine Klimapartnerschaft

Seit 2020 gibt es zudem eine Klimapartnerschaft mit der äthiopischen Stadt Bahir Dar, Hauptstadt der Provinz Amhara im Norden des Landes mit rund 300.000 Einwohnern. Coronabedingt haben sich die geplanten Aktivitäten verzögert, beide Städte arbeiten noch an einer gemeinsamen Strategie. Mitte Oktober besuchte eine Delegation aus Bahir Dar die deutsche Partnerkommune, an der mit Vertretern der Universität auch die Zivilgesellschaft beteiligt war. Ziel ist es, beide Städte widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels wie etwa Starkregen zu machen. Dazu sind Projekte zum „Urban Gardening“ im Gespräch, etwa zu Hochbeeten und Insektenhotels in der Stadt, die sowohl in Deutschland als auch in Äthiopien umgesetzt werden sollen. „Auf beiden Seiten wollen wir die Zivilgesellschaft einbinden“, sagt Adam, „um am besten voneinander zu lernen.“

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erschienen in Ausgabe 11 / 2022: Leben in Krisenzeiten
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