Wien startet Partnerschaft mit dem Welternährungsprogramm

AFP via Getty Images/AHMAD AL-BASHA
Oftmals der letzte Notanker: Im September 2023 erhält auch dieser Mann in der Stadt Taiz im Jemen humanitäre Hilfe vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.
Österreich
Österreich weitet seine Zusammenarbeit mit dem UN-Welternährungsprogramm aus. In den kommenden drei Jahren will die Regierung auch deutlich mehr Geld für Nahrungsmittelhilfe bereitstellen.

Mit insgesamt 57 Millionen Euro will das österreichische Landwirtschaftsministerium in den kommenden drei Jahren das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Programme, WFP) unterstützen. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) unterzeichnete Anfang September eine entsprechende „Strategische Partnerschaft für Nahrungsmittelhilfe“ mit dem WFP. 

„Die globale Ernährungskrise ist zu einem Flächenbrand geworden und die Kluft zwischen humanitärer Not und verfügbaren Mitteln wächst. Als Folge muss das WFP sogar in viel beachteten Großkrisen wie Syrien oder Afghanistan Rationen kürzen“, sagt Ute Klamert, Assistant Executive Director des WFP. Die Strategische Partnerschaft mit Österreich habe „Signalwirkung“ und sei „wegweisend“ für die internationale Bekämpfung des Hungers. 

Vier Säulen der Partnerschaft

Die „Strategische Partnerschaft für Nahrungsmittelhilfe“ beruht auf vier Säulen. Erstens sollen jährlich sechs Millionen Euro für Soforthilfe in Krisenregionen fließen („Immediate Response Accounts“). Zweitens gehen mindestens zehn Millionen Euro in die Regionalprogramme des WFP, in diesem Jahr insbesondere in den Nahen Osten und nach Ostafrika. Drittens unterstützt Österreich den WFP Innovation Accelerator mit jährlich zwei Millionen Euro. Der Innovation Accelerator ist ein Programm zur Entwicklung von bislang unerprobten Maßnahmen zur langfristigen Ernährungssicherung. Von ihm stammen unter anderem neuartige Methoden zur Verringerung von Ernteverlusten oder Technologien, mit deren Hilfe Menschen in Flüchtlingslagern auch ohne Bankkonto Geldleistungen empfangen können. Viertens werden zukünftig Stellen für das Junior Professional Officer Programme ausgeschrieben. Junge Berufstätige aus Österreich sollen im Rahmen des Programms bis zu drei Jahre beim WFP arbeiten können. 

Für die Abwicklung der Partnerschaft ist die Austrian Development Agency (ADA) zuständig. Sie fungiert als eine Art Schnittstelle zwischen dem Landwirtschaftsministerium und der UN-Organisation. Bei dem Abkommen handele es sich um das erste dieser Art zwischen Österreich und dem Welternährungsprogramm, erklärt die ADA auf „welt-sichten“-Nachfrage.

Im Rahmen der Strategischen Partnerschaft will Landwirtschaftsminister Totschnig die jährlichen Ausgaben seines Ministeriums für internationale Nahrungsmittelhilfe im Zeitraum 2023 bis 2025 von 1,6 auf 20 Millionen Euro jährlich erhöhen, 19 Millionen davon gehen an das WFP. Zum Vergleich: Von 2020 bis einschließlich August 2023 flossen aus dem Auslandskatastrophenfonds des Außenministeriums, dem Landwirtschaftsministerium, dem Bundeskanzleramt und der ADA insgesamt 39 Millionen Euro an das WFP.

Lukas Wank, der Geschäftsführer von AG Globale Verantwortung, dem Verband nichtstaatlicher Hilfsorganisationen, begrüßt das Abkommen mit dem WFP, fordert jedoch deutlich mehr Mittel: Laut WFP flossen bis Ende September in diesem Jahr erst 6,2 Millionen US-Dollar (circa 5,9 Millionen Euro) von Österreich an das WFP, während Deutschland im selben Zeitraum mit 566 Millionen US-Dollar das 91-fache beigesteuert hat. In einer Zeit, in der das WFP Nahrungsmittelrationen kürzen müsse, appelliere er an die österreichische Regierung, alle für dieses Jahr in der Partnerschaft mit dem WFP vorgesehenen Mittel „schnellstmöglich auszuzahlen und es nicht bei 19 Millionen Euro pro Jahr zu belassen“. Das Landwirtschaftsministerium versichert auf Nachfrage, dass die noch ausstehenden Mittel „in den nächsten Wochen ausgezahlt werden“. 

345 Millionen Menschen weltweit leiden aktuell unter akutem Hunger – 200 Millionen mehr als vor der PandemieNeben dem Corona-Virus sind es der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Folgen ökologischer Krisen in Form von Dürren, Stürmen und Überschwemmungen, die die weltweite Nahrungsmittelkrise verschärfen. 

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