Oxfams Populismus

Hungerbekämpfung
Mit ein paar Milliarden Dollar mehr könnte der Hunger in der Welt beseitigt werden, behauptet die Hilfsorganisation Oxfam. Wenn es so einfach wäre, wäre es längst passiert, meint Tillmann Elliesen.

Tillmann Elliesen ist Redakteur bei "welt-sichten".

Populisten versprechen einfache Lösungen für komplizierte Probleme. Ein Beispiel ist die Behauptung, wenn der Zuzug von Migranten und Flüchtlingen drastisch reduziert würde, wären die meisten Schwierigkeiten deutscher Kommunen etwa mit Blick auf Kita-Plätze und Gesundheitsversorgung beseitigt. Das ist Blödsinn und außerdem riskant, weil es falsche Erwartungen weckt.

Populismus wird auch nicht dadurch besser, dass er ein richtiges Anliegen verfolgt. Die Hilfsorganisation Oxfam behauptet, mit nur drei Prozent ihrer Militärausgaben „könnten die G7-Staaten den Hunger in der Welt beenden“. Oxfam will damit für mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit werben. Das ist ehrenwert und auch dringend nötig in Zeiten, in denen der deutsche Finanzminister wie ein AfD-Politiker klingt, wenn er seine Sparpläne für die Entwicklungszusammenarbeit begründet. Aber die Aussage, mit gerade einmal 36 Milliarden US-Dollar ließe sich der Hunger aus der Welt schaffen, ist Populismus: das irreführende Versprechen einer einfachen Lösung für ein komplizierte Problem.

Hunger hat viele Gesichter. Es gibt akuten Hunger, der vor allem in Ländern und Regionen herrscht, in denen Kriege geführt werden, wie im Sudan oder in Gaza. Und es gibt chronischen Hunger, der überall dort weit verbreitet ist, wo Menschen besonders arm sind und es keine funktionierende soziale Sicherung gibt. Kriege zu beenden ist schwierig, allein mit Geld ist da meistens nichts zu machen. Und chronischen Hunger weltweit zu beenden ist eine Jahrhundertaufgabe – bis zum Jahr 2030 wird es wohl nicht gelingen, wie es das UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 2 verspricht. 

Bei Oxfam klingt es hingegen so, als müssten mal eben ein paar Milliarden Dollar zusätzlich locker gemacht werden und schon sei das Problem gelöst. Aber so einfach ist es nicht. Die internationale Entwicklungshilfe ist in den vergangenen Jahren von einem Rekordwert zum nächsten gestiegen, trotzdem hat sich die Zahl der unter Hunger leidenden Menschen weltweit erhöht. Die wichtigsten Ursachen: Krisen, Kriege, Klimawandel.

Aus der Pressemitteilung der Hilfsorganisation geht nicht hervor, wie sie zu ihrer Behauptung kommt. Ist vielleicht nur gemeint, drei Prozent der G7-Militärausgaben seien nötig, um die derzeit unter akutem Hunger leidenden Menschen weltweit mit humanitärer Hilfe zu versorgen? Egal, solche Details wären ja auch viel kompliziert. Es bleibt der Eindruck: Oxfam weiß, was nötig ist, um den Hunger zu beenden. So haben es die Medien landesweit aufgenommen und wiedergegeben. 

Es ist unwahrscheinlich, dass die in Italien tagenden G7-Regierungschefs und -chefinnen das beeindruckt und sie sich nun verstärkt um die Hungerbekämpfung bemühen, wenn es doch so einfach ist. Was Oxfam vor allem erreicht hat: sich selbst für einen Tag in die Schlagzeilen zu bringen. 

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Hat mich gefreut, mal wieder über Ihre Sicht der Lage zu lesen. Vollkommen richtig ist die Ansicht, mit mehr Geld ist das Hungerproblem auf der Welt nicht zu lösen. Aus meiner Sicht ist es garnicht zu lösen. Als ich Schüler war, war die Weltbevölkerung bei 2,5 Milliarden. Nun müssen über acht Milliarden ernährt werden, das wird bei der erwartbaren Abnahme der zur Nahrungsproduktion nutzbaren Flächen nicht zu schaffen sein. Folgerichtig wäre, die Weltbevölkerung nähme im gleichen Mass zu, wie sich die Ernährungslage verbessert. Gerade wo Hunger jetzt herrscht, wird die Zahl der Hungernden weiter zunehmen. Regulierend eingreifen können und werden dort die Kräfte der Natur, die Menschen in den unorganisierten Ländern haben kaum eine Chance.

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