welt-sichten weekly: Einseitiges Einwanderungsgesetz / Streit ums Rote Meer / Doofe Klimaschützer

am Mittwoch ist Angela Merkel zum Auftakt ihrer Afrikareise in den Senegal geflogen. Der Besuch verlief wenig überraschend: Die Kanzlerin stellte mehr Investitionen in Aussicht, Gastgeber Macky Sall versprach im Gegenzug, härter gegen Schlepper vorzugehen. Aufhorchen ließ Merkels Ankündigung, auch legale Migrationswege nach Europa schaffen zu wollen. Wie diese aussehen könnten, bleibt offen. Im Eckpunktepapier für ein Einwanderungsgesetz kommen sie nicht zur Sprache. Das ist aber nicht das einzige Problem mit dem Entwurf.

Am Dienstag hat eine Kommission der Vereinten Nationen der Militärkoalition unter der Führung von Saudi-Arabien Kriegsverbrechen im Jemen zur Last gelegt. Gezielte Luftangriffe auf zivile Ziele hätten viele Menschenleben gefordert, zudem verletze die Koalition mit der Blockade von Seehäfen das humanitäre Völkerrecht. Der Friedensforscher Alex de Waal erklärt, was der Krieg im Jemen mit dem Gerangel der regionalen Mächte am Horn von Afrika zu tun hat – und warum Sicherheitsexperten die Region lange Zeit vernachlässigt haben.

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Sebastian Drescher

 

Neu auf welt-sichten

Kritik nur vor der Kirche: Es war die bisher würdigste Übergabe von Gebeinen der Opfer des Genozids an den Herero und Nama. Doch ausgerechnet diejenigen, die sich seit Jahren für die Rückgabe einsetzen, waren beim Gedenkgottesdienst gestern in Berlin nicht dabei, berichtet Katja Dorothea Buck.

Der mutige Prinz hört auf: Seid Ra'ad al-Hussein, der scheidende UN-Hochkommissar für Menschenrechte, hat Missstände immer offen angeprangert – und sich dadurch viele Gegner gemacht, schreibt Jan Dirk Herbermann in einem Porträt des Jordaniers.

In der christlichen Hilfsindustrie versumpfen viele Gelder, kritisiert Dietmar Friedhoff von der AfD im letzten Teil unserer Gesprächsreihe mit den entwicklungspolitischen Sprechern im Bundestag. Das Geld aus dem Entwicklungshaushalt solle nicht Flüchtlingen, sondern deutschen Unternehmen zugutekommen, die in Afrika investieren wollen.

Presseschau: Was wir gerne gelesen haben

Die Apokalypse-Rhetorik der Klimaschützer hält der Sozialpsychologe Harald Welzer für „politisch strunzdoof“. Viel wirkungsvoller sei, die Menschen auf Veränderung heiß zu machen und positive Zukunftsbilder zu schaffen, erklärt er in einem erfrischenden Interview bei „Perspective Daily“.

Gelassene Hilfsbereitschaft: Hunderttausende flüchten vor dem Krieg in Jemen. In Europa nimmt man diese Menschen kaum zur Kenntnis. Die Jordanier aber helfen, wie Ulrich Schmid in der „NZZ“ berichtet, auch wenn ihre Mittel begrenzt sind.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Funktioniert der Klimaschutz von unten? Die Staaten zögern beim Klimaschutz. Eine Studie untersucht, inwieweit Initiativen von Städten, Regionen und Großunternehmen das ausgleichen können.

Flüchtlinge in Lateinamerika: Die autoritären Regime von Venezuela und Nicaragua haben viele Menschen in die Flucht getrieben. Ein Bericht der Stiftung Wissenschaft und Politik fasst die Folgen der Migrationsbewegungen für die Nachbarländer zusammen.

Am Leben, aber krank: Während die Kindersterblichkeit seit 1990 deutlich zurückgegangen ist, sind Entwicklungsstörungen bei unter Fünfjährigen weltweit weiterhin ein großes Problem, wie aktuelle Daten zeigen.

Buchtipp

Auswege aus der globalen Ungleichheit: Der aus Swasiland stammende Anthropologe Jason Hickel fordert in seiner Kampfschrift „Die Tyrannei des Wachstums“, Armut und Hunger durch einen globalen Mindestlohn und Unternehmenssteuern zu bekämpfen.

Ausblick: Was nächste Woche ansteht

Niemand außen vor lassen: Vom 4. bis 7. September findet die Sommerakademie von „Engagement Global“ in Berlin statt. In diesem Jahr geht es um die zivilgesellschaftliche Beteiligung im Kontext der Agenda 2030. Kurzentschlossene können sich noch anmelden.

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