Vorsicht, Hochspannung!

Heft 6 / 2025

In Afrika haben 600 Millionen Menschen keinen Strom: Geht die Weltbank mit ihrer Mission 300 den richtigen Weg, diese Lücke zu schließen? Uruguay setzt voll auf erneuerbare Energien, was aber auch nicht immer klimaschonend ist. Wie kommt die Energiewende in Indonesien voran? Und welche geopolitischen Folgen hat der Umstieg auf Wind- und Sonnenkraft?
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Energie

Heftschwerpunkt

Uruguay hat seine Energiepolitik seit Jahren voll auf erneuerbare Ressourcen ausgerichtet. Doch dem Land droht die Kontrolle über die eigenen Ressourcen zu entgleiten.
Ostafrika ringt um die Zukunft der Energieversorgung: Einige Länder setzen auf Sonnenkraft und Wind, andere weiter auf Öl und Gas. Konsens besteht darüber, dass der Ausbau nationaler Netze allein nicht reicht, um mehr Menschen mit Strom zu versorgen.
Indonesien setzt bislang auf die Kohleverstromung. Eine Partnerschaft für eine sozial gerechte Energiewende, vor allem mit Deutschland, soll Indonesien bei der grünen Transformation helfen. Die Schritte gehen in die richtige Richtung, aber der Weg ist noch lang.
Das globale Wirtschaftswachstum wird noch überwiegend mit Öl, Gas und Kohle befeuert. Den Übergang zu erneuerbaren Energien treibt vor allem China voran – zu langsam für den Klimaschutz, aber mit weitreichenden weltpolitischen Folgen.
In Indien errichten Frauenkollektive in Landregionen solarbetriebene Mininetze. Sie nutzen den Strom produktiv und steigern damit nicht nur ihr Einkommen, sondern auch ihr Ansehen. Allerdings sind dazu einige Hürden zu überwinden.
Die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank wollen in nur fünf Jahren 300 Millionen Menschen in Afrika mit Elektrizität versorgen. Das ist ehrenwert, könnte aber ins finanzielle Desaster führen, sagt der Ökonom Moussa P. Blimpo. Er erklärt, warum der Zugang zu Strom allein kein Rezept gegen Armut ist und warum viele Haushalte in Afrika keinen Anschluss haben, obwohl sie in Reichweite des Netzes liegen.

Welt-Blicke

In Madagaskar ist ein autokratischer Staatschef gestürzt – dank Protesten der Generation Z, aber auch dank eines Teils der Armee. Dahinter steht eine tiefe Krise im Land, und Rezepte dagegen müssen noch gefunden werden.
Der zweite WHO-Gipfel zur traditionellen Medizin Mitte Dezember soll auf den Weg bringen, woran Fachleute seit Jahrzehnten arbeiten: traditionelle Heilmethoden in Gesundheitssysteme weltweit einzubinden – inklusive Regulierung von Medikamenten und Praktiken.
Muslime haben in Indiens Bundesstaat Assam mit Verdächtigungen und Ausbürgerungsversuchen zu kämpfen. Unter der hindu-nationalistischen Regierung weitet sich das nun auf ganz Indien aus, bis hin zu Deportationen.
In Ostdeutschland stoßen entwicklungspolitische Bildung und Eine-Welt-Arbeit in vielen Orten auf Desinteresse oder sogar Feindseligkeit. Wie gehen Engagierte damit um? Ein Streifzug durch drei Bundesländer zwischen Elbe und Oder.
Andreas Frick ist Hauptgeschäftsführer von Misereor. Im Interview erzählt er, wie das Hilfswerk mit Mittelkürzungen umgeht, welche Errungenschaften der Entwicklungszusammenarbeit er in Gefahr sieht und was er von der neuen Bundesregierung erwartet.

Standpunkte

Der Weltwährungsfonds und Ratingagenturen beurteilen die Wirtschaftslage von Entwicklungsländern ohne Rücksicht auf ihre soziale Wirklichkeit und die Ziele ihrer Regierungen. Dieser westlich-technische Blick muss dringend überwunden werden.
Seit Monaten versenkt das US-Militär vermeintliche Drogenschiffe vor der Küste Venezuelas. Die Trump-Regierung definiert dazu internationales Recht um und setzt auf das Recht des Stärkeren – bis hin zu willkürlichen Hinrichtungen.
Auch Kinder leiden unter dem härteren Vorgehen gegen Geflüchtete. Doch Kinderrechte und Menschenwürde dürfen keine Verhandlungsmasse im Streit um politische Stimmungen sein, schreibt Katrin Weidemann, Vorsitzende der Kindernothilfe, in ihrer Herausgeberkolumne.
30 Jahre nach dem ersten Weltsozialgipfel der Vereinten Nationen fand Anfang November in Doha der zweite statt. Die Abschlusserklärung enthält viele Versprechen, aber keine Zusagen. Dabei wären mutige Reformen nötig, meint Melanie Kräuter.
Um ein paar Tausend Afghanen abschieben zu können, lädt die Bundesregierung die islamistischen Taliban zur Zusammenarbeit nach Deutschland ein. Skrupel scheinen der Kanzler und sein Innenminister keine mehr zu haben, kommentiert Tillmann Elliesen.

Bewegungsmelder

In einer Klinik im Westen Borneos bezahlen Patienten die Behandlung mit Saatgut und Setzlingen. Denn die Klinik will nicht nur Menschen kurieren, sondern auch dem Raubbau an den Wäldern entgegenwirken.
Achim Steiner ist als Chef des UN-Entwicklungsprogramms UNDP ausgeschieden. Die frühere Entwicklungsministerin Svenja Schulze wurde zur ersten Präsidentin der Hilfsorganisation Help gewählt, und Mohamed Javid Abdelmoneim ist neuer Präsident von Ärzte ohne Grenzen. Unsere Personalmeldungen im Dezember.
Für Friedensarbeit wie auch für Menschenrechtsarbeit braucht es Geduld. Etwa wenn die Registrierung die Christlichen Friedensdienstes EIRENE in den Sahel-Staaten erst nach einem Jahr verlängert wird. Oder wenn die Erfolge der Zusammenarbeit mit örtlichen Frauengruppen am allgegenwärtigen Patriarchat in Bolivien nicht wirklich viel ändern. Ali Al-Nasani, Geschäftsführer von EIRENE, bringt diese Geduld mit.
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