Heilendes Saatgut

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Was tut sich in ... Indonesien?
Eine Indonesierin mit schwarzem Kopftuch steht im Freien vor einer roten Schubkarre mit Pflanzen und Setzlingen und einem Mann in grünem Hemd und Gummistiefeln; im Hintergrund ein zweiter Mann.
Wella Andany
Die Bäuerin Misnanten begleicht ihre Arztrechnung in der Klinik ASRI mit Pflanzen und Setzlingen.
Was tut sich in ... Indonesien?
In einer Klinik im Westen Borneos bezahlen Patienten die Behandlung mit Saatgut und Setzlingen. Denn die Klinik will nicht nur Menschen kurieren, sondern auch dem Raubbau an den Wäldern entgegenwirken.

Die Bäuerin Misnanten kommt seit über elf Jahren zur ASRI-Klinik (= Alam Sehat Lestari oder „Nachhaltige Gesundheit“). „Ich verdiene nicht viel“, sagt sie. „Deshalb ist die Klinik eine enorme Hilfe für mich und meine Familie.“ Regelmäßig bringt die 48-Jährige Baumsetzlinge dorthin; im Gegenzug werden sie und ihre Angehörigen bei Bedarf medizinisch behandelt. 

Wilfirmus Uwil, genannt Will, ist stellvertretender Leiter der ASRI-Klinik und erinnert sich an deren Gründung 2007: „Die Menschen lebten weit entfernt vom wirtschaftlichen Zentrum und hatten wenig Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Viele fällten Bäume, um mit dem Holz Gesundheitsdienste zu bezahlen.“ Damit sie nicht mehr zwischen Gesundheit und Wald wählen müssten, sei die Klinik eröffnet worden, die als Bezahlung Saatgut und Setzlinge akzeptiert. 

Über 600.000 Bäume auf über 400 Hektar Land gepflanzt

Rund tausend Patienten haben seitdem auf diese Art zur Wiederaufforstung beigetragen. Einige bauen selbst junge Bäume an, andere sammeln Pflanzensamen aus Wald und Flur. Das Team von ASRI züchtet die Setzlinge im Gewächshaus hinter der Klinik weiter, bis sie schließlich von Forstarbeitern ausgepflanzt werden. 

Zwischen 2014 und 2025 wurden so über 600.000 Bäume auf über 400 Hektar Land gepflanzt – einige in der direkten Umgebung der Klinik, andere in Gebieten, die besonders von Entwaldung betroffen sind, etwa durch Waldbrände, wieder andere in der Umgebung des Nationalparks Gunung Palung.

Bevor die Regierung 2014 das universelle Gesundheitssystem einführte, um auch ländliche Regionen besser zu versorgen, fuhr die mobile Klinik von ASRI regelmäßig in mehrere Dutzend Dörfer – allerdings nur in solche, die sich verpflichteten, ihr Gebiet grün zu halten. „Inzwischen hat die Regierung einige neue Kliniken eingerichtet, so dass wir jetzt nur noch sechs Gebiete mobil versorgen“, sagt Will. 

Auf internationale Zuschüsse und private Spenden angewiesen

Die Finanzierung der ASRI-Klinik sei allerdings ein Problem. Nach wie vor sei man auf internationale Zuschüsse von humanitären Organisationen und privaten Spendern angewiesen. Der Großteil der Mittel kommt von US-amerikanischen Organisationen, ein geringerer Teil aus europäischen Ländern wie Deutschland. Da einige der US-Organisationen von der US-Regierung mitfinanziert wurden und dies nun unter Donald Trump beendet worden ist, sucht die Klinik dringend weitere oder neue Sponsoren. 

Denn nur rund ein Fünftel der Betriebskosten deckt die Klinik aus eigenen Einnahmen. Auch ist es schwierig, engagierte Ärztinnen und Ärzte zu finden, die bereit sind, in solchen abgelegenen Gebieten zu arbeiten. 

Trotz allem steht ASRI weiterhin fest zu seinem Ziel, die Gesundheit sowohl der Menschen als auch der Umwelt zu verbessern. „Es braucht Zeit, aber wir sehen, dass sich die Einstellung der Menschen hier verändert. ASRI ist ein Ausdruck der Dankbarkeit der Welt gegenüber den Ureinwohnern, die den Wald schützen. Wir sind nur das Bindeglied“, erklärt Will. 

Aus dem Englischen von Barbara Erbe.

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