bringt der Einmarsch Russlands in die Ukraine auch für die christliche Friedensethik eine Zeitenwende? Das hat mein Kollege Bernd Ludermann den Friedensbeauftragten der EKD, Landesbischof Friedrich Kramer gefragt. Für ihn muss der gerechte Friede Leitbild der evangelischen Friedensethik bleiben. Obwohl Kramer das Recht der Ukraine auf Verteidigung anerkennt, warnt er vor einem langen Abnutzungskrieg und einer "Blutmühle". Und zu welchem Ziel Waffenlieferungen am Ende führen sollen, sei nicht klar. "Wir müssen klar sagen: Beendet das so schnell wie möglich, ohne damit eine Annexion rechtlich anzuerkennen", sagt Kramer. Lesen Sie hier jetzt schon das ganze Interview, welches in gedruckter Form Anfang April in unserem neuen Heft mit dem Schwerpunkt "Religion und Frieden" erscheint.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Melanie Kräuter
Nach dem Heft ist vor dem Heft: Während das neue Heft gedruckt wird, bereiten wir nun den Schwerpunkt der August-Ausgabe vor: Es geht um Wasser. Dazu hatten wir heute einen spannenden Austausch mit Fachleuten unserer Herausgeberwerke. Ihnen ist zum Beispiel wichtig, die Herstellung von grünem Wasserstoff in wasserarmen Gebieten wie Namibia kritisch zu betrachten. Viele Partner vor Ort lehnen die ab, weil damit für "unseren" Energiebedarf kostbares Trinkwasser verbraucht wird. Wir haben gelernt, dass Wasserknappheit nicht nur Konflikte auslösen, sondern der Umgang mit Wasser auch ein verbindender Ansatz der Friedensarbeit sein kann. Und kritische Fragen gab es auch, ob mehr Bewässerung ein sinnvoller Weg ist, die Landwirtschaft an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Welche Themen würden Sie sich im Schwerpunkt über Wasser wünschen? Schreiben Sie an redaktion(at)welt-sichten.org!
Ein Protest, der alle angeht: Der neue Bericht des Weltklimarats zeigt erneut, dass dringend gehandelt werden muss, um die Folgen der Erderhitzung zu minimieren. Engagierte von "Fridays for Future", auch aus dem globalen Süden, fordern Politiker zum Handeln auf – aber nicht nur sie.
Legale Wege der Zuwanderung sind ein Fortschritt: Wenn die Bundesregierung Fachkräfte aus Afrika anwirbt, können beide Seiten profitieren – falls die Ausbildung die Interessen beider Seiten berücksichtigt, kommentiert Barbara Erbe.
Nachhaltigkeit kommt zu kurz: Die Bundesländer fördern genauso wie die Bundesregierung Auslandsgeschäfte von Unternehmen. Soziale und ökologische Standards spielen dabei bislang kaum eine Rolle – und kritische Fragen werden dazu selten gestellt, berichtet Claudia Mende.
Die Kirchenspaltung ist in Äthiopien abgewendet: Im Januar sagten sich einige Bischöfe von der Äthiopisch-orthodoxen Tewahdo-Kirche los, Mitte Februar sind sie wieder zurückgekehrt. Dazwischen gab es Unruhen mit Toten. Der Vorgang zeigt, wie schnell sich ethnische Spannungen in dem Land entzünden.
Das Feindbild Schwule und Lesben: In Uganda nehmen seit Jahren die Übergriffe auf Homosexuelle zu. Gerade erst hat sich das Parlament hinter einen Gesetzesentwurf gestellt, der sogar das Vermieten von Zimmern an queere Menschen unter Strafe stellt. Lydia Boyd hat vor zwei Jahren geschildert, dass vor allem religiöse Aktivisten den Hass gegen die LGBTQ-Community schüren, aber auch Einflüsse von außen. Der Text ist leider immer noch aktuell.
Keine Entschädigung von der Weltbank-Tochter: Die International Finance Corporation, die Investitionen in Entwicklungsländern fördert, will auch künftig nicht haften, wenn Menschen und die Umwelt im Projektgebiet leiden. Fachleute kritisieren die geplanten neuen Regeln dazu, berichtet "Devex".
Die Entspannung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien biete eine Chance für Frieden im Jemen. Doch das ist kein reiner Stellvertreterkrieg: Das "IPG journal" erklärt den vielschichtigen Konflikt und fordert mehr Einsatz Europas bei allen Beteiligten.
Sicher unterwegs: Peschawar in Pakistan besitzt jetzt ein Schnellbussystem. Wie es das Leben in der Stadt sicherer macht und besonders Frauen, sexuellen Minderheiten und Menschen mit Behinderung ganz neue Möglichkeiten eröffnet, schildert das "World Resources Institute" sehr anschaulich.
Podcast-Tipp: Die Haltung der Staaten Südostasiens zum Ukraine-Krieg erklären zwei Fachleute aus der Region im Podcast von "Straight Talk Asia": Billige Energie und Rüstungskooperation mit Russland spielen eine Rolle, aber auch Wirtschaftsverflechtungen mit China, Amerika und Europa. Die Region will sich in Großmachtkonflikten nicht auf eine Seite schlagen, will aber die staatliche Souveränität geschützt sehen; hinter den Kulissen wächst Kritik an Moskau.
Die Welt bleibt eng verflochten: Es gibt keine Belege für eine De-Globalisierung, urteilt eine neue Studie über globale Verbindungen. Die USA und China entkoppeln sich zwar, nicht aber der Rest der Welt. Bernd Ludermann hat sich die Studie angeschaut.
Umbruch im Handel? Laut UNCTAD sind die Warenexporte im letzten Quartal 2022 gesunken, besonders aus Asien – gewachsen ist aber der Handel mit „grünen“ Gütern wie E-Autos und Windturbinen und mit Dienstleistungen. Ob der Trend anhält, ist freilich unklar.