Die Welt bleibt eng verflochten

Globalisierung
Es gibt keine Belege für eine De-Globalisierung, urteilt eine neue Studie über globale Verbindungen. Die USA und China entkoppeln sich zwar, nicht aber der Rest der Welt.

Verbindungen und speziell den Handel zu erleichtern, ist das Geschäft des Paket- und Frachtdienstleisters DHL. Zusammen mit der Universität New York (NYU) erstellt DHL auch den Global Connectedness Index, der die Dichte der globalen Verflechtungen misst. Diese nehmen entgegen vieler Behauptungen und Prognosen insgesamt weiter zu, so die im Februar 2023 erschienene neue Ausgabe des Index.

Er erfasst den internationalen Handel, den Kapitalverkehr, den Informationsfluss – darunter fällt die Internet-Nutzung, aber auch etwa Telefonate und der Wissenschaftsaustausch – sowie die grenzüberschreitende Bewegung von Menschen als Touristen, Studierende oder Migranten. Laut dem Bericht hat zwar die Corona-Pandemie außer beim Informationsfluss den globalen Austausch etwas verringert. Aber er ist danach wieder angestiegen und lag 2022 überall außer bei Reisen höher als vor der Pandemie. Die globalen Verflechtungen hätten sich trotz Pandemie als resilient erwiesen.

Eine Entkopplung findet laut dem Bericht allerdings statt: die zwischen den USA und China. Auf vielen Gebieten habe sich hier der Austausch verringert. Das bedeute aber keinen Trend zur Aufteilung der Weltwirtschaft in zwei Blöcke, denn andere Mitglieder des „westlichen“ oder des „chinesischen“ Lagers senkten ihren Austausch mit Mitgliedern des anderen Lagers nicht. Auch für eine Regionalisierung gibt es der Studie zufolge keine Belege: Der Anteil des Handels und anderer Arten des Austausches, die sich innerhalb von Europa, Amerika oder Asien abspielen, sei nicht gestiegen – er sei allerdings ohnehin hoch.

Die empirischen Befunde der Studie sind sehr nützlich, manche Schlussfolgerungen aber mit Vorsicht zu nehmen. Zum einen legt sie nahe, die Globalisierung sei robust, obwohl die Autoren selbst auf eine Tendenz zum Protektionismus hinweisen. Ob man sich angesichts der Abfolge von Krisen und politischen Überraschungen der vergangenen Jahre die Zukunft als Fortschreibung bisheriger Trends vorstellen darf, scheint zweifelhaft. Zum anderen rät die Studie am Ende zu noch mehr Globalisierung plus stärkeren multilateralen Regeln dafür. Sinnvoller wäre zu fragen: Welche Arten des Austauschs sind nützlich – etwa in der Wissenschaft? Und welche sollten wie manche Finanzflüsse, man denke an Steueroasen, dringend gebremst werden, sogar im Sinne der wirtschaftlichen Stabilität?

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