Hans-Jürgen Burchardt (hg.)
Nord-Süd-Beziehungen im Umbruch.
Neue Perspektiven auf Staat und Demokratie in der Weltgesellschaft
Campus Verlag, Frankfurt/Main und New York 2010,
336 Seiten, 34,90 Euro
Dieser Sammelband will neue Wege der Analyse von Herrschaft in den Nord-Süd-Beziehungen weisen. Einige Beiträge argumentieren auf hohem Niveau der theoretischen Abstraktion – so die Einleitung, die Zweifel daran äußert, dass sich alle Staaten auf das europäische Modell hin bewegen. Der zweite Teil des Bandes befasst sich mit internationalen Governance-Ansätzen, der erste mit schwachen Staaten. Hier erklären Lars Brozus und Thomas Risse, Staatlichkeit im europäisch-nordamerikanischen Sinn sei in rund zwei Drittel der Welt nicht gegeben – nicht einmal in China, wo sich die Zentralregierung in vielen Fragen gegen die Provinzen nicht durchsetzen könne. Man fragt sich, ob dasselbe nicht auch für Deutschland und die USA gilt. Nichtstaatliche Akteure schaffen in Räumen begrenzter Staatlichkeit Regeln und Kollektivgüter wie Sicherheit, betonen Brozus und Risse. Sie empfehlen, solche Erbringer lokaler Governance-Leistungen zu stärken, statt von außen einen Staat aufzubauen. Heide Gerstenberger hebt in ihrem Beitrag äußere Gründe für die Schwäche afrikanischer Staaten hervor – von der Dekolonisierung über die Strukturanpassungsprogramme bis zur Einbindung Afrikas in die Weltwirtschaft. Beides zeigt: Es führt nicht weiter, Afrikas Staaten schlicht als defizitär anzusehen.
(bl)
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