Zugehört

John Crabtree, Ann Chaplin
Bolivia: Process of change
Zed Books Ltd, London / New York 2013,
196 Seiten, 17,50 Euro 

Minenarbeiter, Gewerkschafter, Kleinbauern und Kokapflanzer bildeten das Rückgrat der sozialen Bewegung, die 2005 mit Evo Morales den ersten indigenen Präsidenten Boliviens an die Macht gebracht hat. John Crabtree und Ann Chaplin gehen der Frage auf den Grund, wie sich das Leben für diese Bevölkerungsgruppen seitdem geändert hat und lassen sie dabei immer wieder selbst zu Wort kommen. Dabei wird deutlich, dass neue politische Ansätze wie die Landreform, die Legalisierung des Koka-Anbaus oder mehr staatliche Sozialleistungen die Lebensbedingungen vieler ärmerer Bolivianer verbessert haben. Das Wirtschaftswachstum ist jedoch verhaltener als erhofft. Ein Grund sind die zu geringen Investitionen, etwa in Rohstoffe. Die unter Morales gestärkten Kooperativen haben zwar viele Beschäftigte, arbeiten aber wenig effizient und investieren kaum in die Sicherheit der Minen.

Auch für eine nachhaltige Entwicklung des armen Altiplano, dem Hochland, habe die Regierung Morales bislang kein schlüssiges Rezept gefunden, schreiben die Autoren. Wie überall im Land treffen dort widerstreitende Forderungen nach einer gerechteren Landverteilung, mehr Umweltschutz und der Produktion erschwinglicher Lebensmitteln aufeinander. Trotz aller Einzelinteressen ist die Unterstützung für Morales unter den Bolivianern weiterhin groß. Auch wenn manche beklagen, dass führende Köpfe der Bewegungen mit ihrem Wechsel in die Regierung in La Paz die Probleme ihrer Leute nicht mehr wahrnehmen. (sdr)

Erschienen in welt-sichten 12-2013/1-2014

 

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