Was hilft im Kampf gegen den Hunger?

Widerspruch Heft 64
Ernährung – Agrobusiness oder Agrikultur
Rotpunktverlag, Zürich 2014,
208 Seiten, 18 Euro

20 Autorinnen und Autoren befassen sich mit der gegenwärtigen Ernährungskrise. Herausgekommen ist ein informatives, anregendes und kritisches Heft über globale Zusammenhänge und mögliche Auswege.

Laut den UN-Millenniumszielen sollte bis 2015 der Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung halbiert werden. Dieses Ziel wird, wie die Redaktion feststellt, nicht erreicht werden. Dabei „könnte die Weltlandwirtschaft problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren“, heißt es in der jüngsten Ausgabe des „Widerspruch“.

Ist Hunger das Resultat eines Verteilungsproblems? Mehrere Autorinnen und Autoren analysieren die Produktion von Nahrungsmitteln aus lokaler, regionaler und globaler Perspektive. Sie machen deutlich, dass andere Faktoren die Ernährungssituation viel entscheidender beeinflussen.

Als zentraler Punkt werden die Enteignung der kleinbäuerlichen Produzenten von ihren Produktionsmitteln und „die Herausbildung eines Oligopols“ von einigen wenigen multinationalen Agrarkonzernen dargelegt. Abgesichert durch Freihandelsverträge, WTO-Bestimmungen und Patentrechte haben sie ihre Marktmacht kontinuierlich ausgebaut und kontrollieren vom Saatgut bis zum Konsum die ganze Kette der Nahrungsmittelproduktion.

Sie versprechen mit „ihrer hoch entwickelten Technologie“ den Hunger zu beseitigen. In Wirklichkeit geht es ihnen aber, wie die Autoren aufzeigen, lediglich ums Geschäft. Das zeige ihr Bestreben, weltweit fruchtbares Land in ihren Besitz zu bringen und die Kontrolle über die natürlichen Ressourcen zu erlangen. Die Nahrungsmittelproduktion sei zum „lukrativen Investitionsobjekt geworden“, mit dem zunehmend spekuliert wird.

Nach Meinung der Autoren kann nur „ein Bruch mit der agrarindustriellen Entwicklung“ den Hunger wirksam bekämpfen und der zunehmenden Zerstörung von Umwelt und Artenvielfalt durch Gifte und Gentechnologie Einhalt gebieten. Verschiedene Beiträge greifen auf das Konzept der Ernährungssouveränität zurück. Nahrung soll selbstbestimmt und nachhaltig primär für die lokale und regionale Bevölkerung produziert werden – diese Forderung kommt inzwischen aus einem breiten politischen Spektrum.

Doch während die Vereinten Nationen 2014 zum „Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“ ausgerufen haben, richte sich die Landwirtschaftspolitik  in Europa darauf aus, die Produktion in Großbetrieben zu konzentrieren, kritisieren die Autoren des „Widerspruch“.

Dieter Hampel


 

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