David A. Palmer, Glenn Shive, Philip L. Wickeri (Hg.)
Chinese Religious Life
Oxford University Press, New York 2011,
277 Seiten, ca. 23 Euro
Die Vielfalt des religiösen Lebens in China schildert dieser Sammelband. Im Mittelpunkt steht die spirituelle Praxis. Dass Chinesen Religion kaum als System von niedergelegten Glaubenssätzen auffassen, machen die Fallstudien am besten klar. Man erfährt etwa, dass Südchinesen auf dem Land eine von Dorf zu Dorf verschiedene Mischung aus Ahnenkult, Fengshui und Kulten lokaler Götter und Geister praktizieren. Sie greifen auf Traditionen des Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus zurück. Manche Riten markieren den sozialen Status, andere die Grenze des Dorfes. Ein faszinierender Beitrag schildert, dass vegetarische Restaurants in Shenzhen Räume mit religiöser Literatur und buddhistische Riten anbieten und Kunden das als Ort der Sinnsuche und Spiritualität nutzen. Auch sie greifen auf überlieferte Vorstellungen etwa über das Schicksal zurück – doch in neuer Form: In der Großstadt kann jeder individuell seinen Kult zusammenstellen. Andere Artikel weisen auf die Rolle von Tempeln für soziale Wohltätigkeit und lokale Umweltbewegungen hin. Um die Organisation der Religionsgruppen und ihre Beziehungen zum Staat geht es in weiteren Beiträgen dieses lesenswerten Buches.
Bernd Ludermann
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