Zeitreise durch die Welten der Nomaden
Jörg Gertel und Sandra Calkins (Hg.)
Nomaden in unserer Welt
transcript, Bielefeld 2012, 304 Seiten,
19,80 Euro
Faszinierende Einblicke in das Leben von Nomaden gibt dieser Sammelband, der auf Arbeiten in einem Forschungsverbund seit 2001 zurückgeht. Von der Antike bis in die Gegenwart, von Nordafrika über Rumänien und Zentralasien bis nach Tibet und in die russische Arktis reicht die Spannbreite der Beispiele. Nomaden gelten dabei als Gruppen, die ständig oder periodisch mobil sind und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Am bekanntesten sind Viehhirten, aber ein Beitrag stellt auch rumänische „Zeltzigeuner“ vor, die von mobilem Handel und Handwerk leben. Die engen Wechselbeziehungen zwischen Nomaden und „Sesshaften“ – im Sudan selbst über die Kriegsfronten hinweg – sind ein Leitmotiv von vielen der Fallstudien. Ein anderes ist, wie sich Nomaden ständig der sozialen Umwelt anpassen – etwa als um 1900 die russische Eisenbahn es den Hirten Zentralasiens möglich machte, ihre Tiere bis nach Westeuropa zu verkaufen, oder wenn heute in der Sahara Lastwagen den Transport per Kamel ersetzen. Spannend ist auch, auf welche Weise Staaten wie das Römische und das Osmanische Reich Nomadengebiete unter Kontrolle zu bringen suchten. Die Überlebensstrategien heutiger nomadischer Gruppen werden mit Sympathie geschildert, aber ohne falsche Romantik. Die Beiträge sind kurz, verständlich und lebendig geschrieben – für neugierige Leseratten sehr geeignet. (bl)
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