Wege zum gerechten Frieden

Der vom Evangelischen Missionswerk (EMW) herausgegebene 51. Band des Jahrbuchs Mission beschäftigt sich mit seinem Fokus auf Gewalt, Widerstand und Versöhnung geradezu prophetisch mit heutigen Konfliktherden.

Es spricht für die Herausgeberin, dass sie gar nicht erst versucht hat, quasi lexikalisch Gewalteskalationen und Konfliktherde aus der ganzen Welt zu erfassen. Stattdessen nähern sich die 30 Autorinnen und Autoren dem Thema mit theologischen, friedensethischen und politischen Reflexionen und teilweise sehr persönlichen Berichten über bedrückende Erfahrungen.
Gegliedert ist der Band thematisch in drei Hauptstränge. Unter der Überschrift „Verflechtungen“ geht es um Verstrickungen in Gewalt, etwa in Form der unheiligen Komplizenschaft zwischen Mission, Imperialismus und kolonialer Gewaltherrschaft.

Der zweite Teil des Buches nimmt konkrete „Verortungen“ von Gewalt vor – mit einem Einstiegskapitel über Vergewaltigungen als Kriegswaffe im Kongo, ihre verheerenden Langzeitfolgen für die betroffenen Frauen und ihren zerstörerischen gesellschaftlichen Konsequenzen. Betroffen von Gewalt sind, wie die weiteren Beiträge zeigen, immer zuerst die Armen, die ohnedies die größten Schwierigkeiten haben, sich zu schützen – oder gar Recht zu erlangen. Christine Boeckmann widmet ihren sehr differenzierten Beitrag dem hartnäckigen und fantasievollen Engagement ostdeutscher Kirchen und der Zivilgesellschaft gegen rechtspopulistische, rassistische Hassbotschaften. Ebenso lesenswert ist der Beitrag des Dortmunder Pfarrers Friedrich Stiller über den beherzten und in gesellschaftlichen Bündnissen verankerten Einsatz der Kirchengemeinden seiner Stadt gegen Rechtsextremismus.

Im dritten und letzten Themenstrang geht es um „Verwandlungen“, um Erfahrungen mit der Überwindung von Schuld, um Versöhnung und Ansätze für einen gerechten Frieden. Der selbstkritische Text des Jesuitenpaters und Psychotherapeuten Hans Zollner über die Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche zeigt, wie patriarchale Machtstrukturen diese Verwandlungen erschweren. „Wir geben nicht auf“ erklärt, warum es so wichtig ist, sich gegen die scheinbare Unausweichlichkeit von Gewalt immer wieder neu aufzulehnen.

Was dieses Jahrbuch darüber hinaus zu einem wichtigen Nachschlagwerk macht, ist das mit viel Aufwand aktualisierte Anschriftenverzeichnis sämtlicher Werke, Vereine und Institutionen mit protestantischen und katholischen Bezügen zur Entwicklungszusammenarbeit und zur Mission. 

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