Michael Bohnet
40 Jahre Brücken zwischen Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik.
Ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Bezüge
Scientia Bonnensis, Bonn u.a. 2011,
680 Seiten, 49,90 Euro
Die Verbindung von Wissenschaft und politischer Praxis ist ein zentrales Anliegen von Michael Bohnet. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler hat seit 1979 auf leitenden Posten im Entwicklungsministerium (BMZ) gearbeitet – unter anderem war er dessen Chefverhandler auf allen Weltkonferenzen der 1990er Jahre. Gleichzeitig lehrte er an Universitäten und gehörte zum Kuratorium wissenschaftlicher Institute. Nach seiner Erfahrung ist der Einfluss der Entwicklungsforschung auf politische Entscheidungen größer, als die meisten Forscher meinen. Denn sie hätten die wirksamsten der sieben Vermittlungswege – darunter Gutachten und Parlamentsanhörungen – kaum im Blick, erläutert Bohnet im ersten Aufsatz des Sammelbandes. Entscheidender Druck auf die Politik entstehe, wenn die Öffentlichkeit Forschungsergebnisse zur Kenntnis nimmt, was für die Bedeutung eines fundierten Fachjournalismus spricht. Der Band enthält 30 Aufsätze aus den Jahren 1969 bis 2006. Manche Trends der Entwicklungswissenschaft lassen sich daran ebenso ablesen wie Veränderungen in den Konzepten des BMZ. Viele haben vorwiegend historischen Wert. Man würde gerne wissen, ob Bohnet die Ergebnisse der großen Weltkonferenzen noch heute so verhalten optimistisch einschätzt wie 1997. Immerhin stellte er damals bereits fest, dass unsere Lebensweise nicht aufrecht zu erhalten sei. Manche wichtigen Einsichten können offenbar in den Leitungsetagen des BMZ – und nicht nur dort – wieder verblassen. (bl)
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