Startschuss für Friedenskonvokation auf Jamaika

Zehn Jahre lang hat der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) die Überwindung von Gewalt zu seinem zentralen Thema gemacht. Zum Abschluss der Dekade findet im Mai auf Jamaika die größte Friedensversammlung in der Geschichte des Rates statt. Zur Internationalen Friedenskonvokation in der Hauptstadt Kingston werden rund eintausend Christen aus aller Welt erwartet.

Auf ihrer Zentralausschuss-Sitzung in Genf beschlossen die ÖRK-Delegierten den Ökumenischen Aufruf zum gerechten Frieden, die theologische Grundlage der Friedenskonvokation. „Zu oft verfolgen wir das Ziel der Gerechtigkeit auf Kosten des Friedens“, heißt es darin. Gerechter Friede hingegen sei „darauf ausgerichtet, dass Menschen frei von Angst und Not leben können, dass sie Feindschaft, Diskriminierung und Unterdrückung überwinden“. Dabei weiß Fernando Enns, der das Internationale Vorbereitungskomitee moderiert, dass dieser gerechte Frieden auch nach zehn Jahren ökumenischer Arbeit noch ein fernes Ziel ist. „Die Friedenskonvokation ist der Moment, an dem wir die Früchte der Arbeit der vergangenen Jahre sammeln“, sagt er. Zugleich wolle man aber auch Versäumnisse und Fehler eingestehen. In den Worten von Enns: „Es ist zugleich der Zeitpunkt, wo wir uns fragen, wie wir weiter machen wollen.”

Autor

Marc Engelhardt

ist freier UN-Korrespondent mit Sitz in Genf.

Jamaika als Ort der Konvokation ist gut gewählt. Die Insel ist ein Hotspot der Kriminalität in der Karibik. Im Mai vergangenen Jahres musste der Ausnahmezustand ausgerufen werden, weil Drogenkartelle sich offene Kämpfe lieferten. Viel Zeit ist deshalb der Begegnung mit Friedensprojekten vor Ort und dem Austausch von Erfahrungen und Geschichten gewidmet.

Wie schwierig es für Kirchen sein kann, Frieden zu stiften, weiß Lala Rasendrahasina, seit Dezember Vorsitzender der Kirchenkonferenz von Madagaskar. Seit einem Putsch im März 2009 ist der afrikanische Inselstaat destabilisiert. Die Regierung des selbsternannten Präsidenten Andry Rajoelina ist international nicht anerkannt, Hilfen sind eingefroren. Darunter leiden die Ärmsten im Land. „Die Kirche muss zwischen den Politikern vermitteln, aber aufgrund verschiedener Faktoren war das Ergebnis nicht immer so erfolgreich, wie wir uns erhofft hatten“, erklärt Rasendrahasina. Der entscheidende Faktor dürfte sein, dass die Kirchen selber im Konflikt verortet sind: Rasendrahasina steht dem gestürzten Ex-Präsidenten Ravalomanana nahe, sein katholischer Vorgänger an der Spitze der Kirchenkonferenz hingegen Rajoelina. Als Moderatoren für einen gerechten Frieden fallen die Kirchenführer deshalb weitgehend aus.

 

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erschienen in Ausgabe 3 / 2011: Welthandel: Auf dem Rücken der Armen
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