Reis wird teuer – eine gute Nachricht?

Die Zeit der niedrigen und sinkenden Reispreise ist vorbei. Britische Wissenschaftler finden das erfreulich, denn ein Hauptgrund sei der Anstieg der ländlichen Löhne in Asien.

Steve Wiggins und Sharada Keats
The end of cheap rice
A cause for celebration?
Overseas Development Institute,
London 2013, 6 Seiten
www.odi.org.uk

Der Trend bei den Marktpreisen für Reis hat sich 2002 umgekehrt, erklärt ein neues Papier aus dem britischen Overseas Development Institute. Der Reispreis war seit 1974 ständig gesunken, denn die Grüne Revolution in Asien ließ die Produktionskosten pro Einheit sinken und die Produktion schneller als die Nachfrage steigen. 2003 begann Reis wieder teurer zu werden. In der Welt-Nahrungsmittelkrise 2007-08 explodierte der Preis und fiel dann wieder, liegt aber noch weiter zwei Drittel über dem früheren Niveau.

Kurzfristig hat dazu dem Papier zufolge beigetragen, dass mehrere Länder zusätzlich Reis eingelagert und Exporte beschränkt haben. Doch langfristig entscheidend sei, dass die Kosten der Reiserzeugung steigen. Zum Teil sei das in der Nutzung schlechterer Böden als früher und in höheren Öl- und Düngemittelpreisen begründet. Doch ein wesentlicher Grund sei der Anstieg der ländlichen Löhne in Ländern wie Indien, Thailand und besonders China. Denn infolge der Industrialisierung fänden Arbeitskräfte Alternativen in der Stadt; die Zeit, da eine riesige Armee ländlicher Armer als Arbeitskräftereserve bereitstand, scheint zu Ende zu gehen. Damit stiegen auch auf dem Lande die Löhne.

Das Papier macht aber auch Verlierer der Entwicklung aus 

Das verbessert insgesamt die Lage der ländlichen Armen in Asien, obwohl mit den Reispreisen auch ihre Lebenshaltungskosten steigen. Zwei Gruppen von Verlierern macht das Papier aber aus: Arme Menschen in den Teilen Asiens, die nicht vom Wirtschaftswachstum profitieren, sowie Afrikaner, die auf Reisimporte angewiesen sind – vor allem an der Küste Westafrikas. Hier bestehe jedoch die Chance, den Anbau von Reis oder anderer einheimischer Nahrungspflanzen auszuweiten; mehr öffentliche Forschung dafür sei nötig. Die zweite Empfehlung lautet, die Sozialsicherung in Asien auszubauen, um denen zu helfen, an denen der Fortschritt vorbeigeht.

Zwei Probleme allerdings deuten die Autoren Wiggins und Keats nur an: Erstens stößt die Reiserzeugung in Asien auch an ökologische Grenzen – dadurch können die Preise bald auch unabhängig von den Löhnen steigen. Und zweitens steigern wachsende Lohnkosten den Anreiz, mehr Maschinen statt Menschen einzusetzen. Bisher ist das im kleinbäuerlichen Nassreisanbau schwierig, aber wenn es zunimmt, wird der Fortschritt für die ländlichen Armen wieder gefährdet.

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erschienen in Ausgabe 10 / 2013: Landrechte: Auf unsicherem Boden
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