Die ethisch orientierte Kapitalmacht bündeln

Die Kirchen in Deutschland könnten zu Pionieren des „Aktiven Aktionärstums" werden. Das jedenfalls erhoffen sich die beiden Autorinnen einer im Januar vorgelegten Machbarkeitsstudie. In zwei Modellen zeigen sie, wie kirchliche Institutionen sich zusammentun können, um mit ihren Beteiligungen an Unternehmen auf deren Verhalten einzuwirken.

Die meisten großen kirchlichen Einrichtungen haben schon seit längerem Richtlinien für ethisches Investment festgelegt und schließen beispielsweise Beteiligungen an Firmen aus sozial und ökologisch fragwürdigen Wirtschaftszweigen aus. Doch auch ihre bereits bestehenden Beteiligungen könnten kirchliche Einrichtungen für ein größeres Engagement nutzen: Sie könnten in Dialog mit den Unternehmen treten und auf soziale wie ökologische Schwachstellen in der Unternehmenspolitik hinweisen. Sie könnten auch ihre Stimmrechte nutzen, um Änderungen einzufordern. Großaktionäre in anderen Staaten - gerade auch Kirchen - nutzen solche Möglichkeiten bereits. In Deutschland hingegen ist solches „aktives Aktionsärstum" bisher wenig verbreitet. „Hier besteht großer Handlungsbedarf", sagen die beiden Autorinnen der Machbarkeitsstudie, Silke Riedel von der Finanzgesellschaft imug und Antje Schneeweiß vom kirchennahen Institut Südwind. Sie rufen die Kirchen zum Handeln auf.

Immerhin: „Die Bereitschaft zum Engagement ist bei den meisten Mitarbeitenden grundsätzlich da", stellen die beiden Autorinnen fest, die viele Gespräche mit Finanzreferenten der evangelischen Kirchen und der katholischen Kirche geführt haben. Deshalb beschränkt sich die Studie nicht nur auf die Darstellung erfolgreicher Beispiele aus anderen Ländern. Die beiden Autorinnen machen vielmehr zwei praktische Vorschläge, wie „aktives Aktionärstum" von Kirchen in Deutschland organisiert werden könnte. Zum einen könnte die Kapitalmacht nachhaltig orientierter Anleger in einem Verein gebündelt werden, der kirchlichen und nichtkirchlichen Investoren offenstehen sollte. Zum anderen schlagen die Autorinnen die Einrichtung eines Gremiums vor, das die Tätigkeiten von ohnehin bereits zusammenarbeitenden Institutionen verwaltet.

Ohne eine Zusammenarbeit der Anleger geht es jedenfalls nicht, sagt Südwind-Mitarbeiterin Antje Schneeweiß. Erste Schritte in Richtung „Aktives Aktionärstum" sind übrigens bereits gemacht: Die im Jahr 2000 eingerichtete Investorengemeinschaft aus kirchlichen, sozialen und anderen Einrichtungen CRIC führt seit einigen Monaten einen „kritischen Dialog" mit den Unternehmen, bei denen ihre Mitglieder Geld angelegt haben.

Bettina Stang

www.suedwind-institut.de www.imug.de www.cric-online.org

 

 

erschienen in Ausgabe 3 / 2009: Südafrika: Neue Freiheit, alte Armut
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