Der Zeichner und der starke Mann

Wenige Karikaturen haben so viel Aufruhr verursacht wie die obere. Jonathan Shapiro, Künstlername Zapiro, zeichnet den ANC-Präsidenten Jacob Zuma im Begriff, die Justiz zu vergewaltigen – assistiert von seiner Partei, deren Jugendliga, der Kommunistischen Partei SACP sowie dem Gewerkschaftsverband COSATU. Die protestierten scharf, das Bild sei diffamierend und ein Missbrauch der Pressefreiheit. Der Chefredakteur der Zeitung Sunday Times, in der es im September 2008 erschienen war, wurde zum Rücktritt aufgefordert.

Hintergrund der Karikatur ist die Frage, ob Jacob Zuma aufgrund von Rüstungsgeschäften Ende der 1990er Jahre wegen Korruption belangt wird. Sein damaliger Finanzberater Shabir Shaik, Miteigentümer der südafrikanischen Tochter des französischen Rüstungskonzerns Thomson CSF, hatte ihm privat hohe Kredite gegeben. Der Konzern versuchte kurz vor Zumas Ernennung zum Vizepräsidenten, sich Politiker gewogen zu machen, um bei Rüstungsaufträgen ins Geschäft zu kommen. Shaik erließ 1999 Zuma dessen Schulden, zahlte ihm umgerechnet 185.000 US-Dollar und vermittelte an ihn eine Zahlung von Thomson CSF. Dafür wurde Shaik 2005 wegen Bestechung und Betrug zu 15 Jahren Haft verurteilt. Zuma bestreitet jede Schuld, legte aber kurz nach dem Urteil sein Parlamentsmandat nieder und wurde als Vize-Staatspräsident entlassen.

Zumas Anwälte hielten einen Prozess mit verfahrenstechnischen Einwänden auf. Doch im Machtkampf zwischen Thabo Mbeki und Zuma wurde die Affäre benutzt: Zumas Anhänger behaupteten, Mbeki dränge die Staatsanwaltschaft zum Korruptionsprozess, um seinen Rivalen auszuschalten. Die Justiz nahm das Verfahren ausgerechnet wieder auf, kurz nachdem Zuma 2007 ANC-Präsident geworden war. Sein Lager geißelte sie deshalb als politisch motiviert und einseitig. Das spießt Zapiros Karikatur auf.

Der Zeichner muss sich deshalb seit Ende 2008 mit einer Schadenersatzforderung Zumas über umgerechnet 500.000 Euro auseinandersetzen – wegen Rufschädigung. Schon 2006 war Zuma juristisch gegen Zapiro vorgegangen. Damals hatte eine HIV-positive Frau Zuma wegen Vergewaltigung verklagt. Er erklärte, sie habe dem Geschlechtsverkehr zugestimmt, und wurde freigesprochen. Einen HIV-Test lehnte er aber ab mit dem Hinweis, zum Schutz vor einer Infektion habe er danach geduscht. Seitdem zeichnet Zapiro Zuma mit Dusche auf dem Kopf und handelte sich damit die erste hohe Schadenersatzforderung ein.

Am Ende könnte Zuma doch noch angeklagt werden. Zwar stoppte Ende 2008 ein Gericht in Pietermaritzburg den Prozess erneut wegen Verfahrensmängeln. Doch im Januar 2009 hat das oberste Gericht dieses Urteil revidiert, was Zapiro mit dem unteren Bild kommentiert hat. (bl)

 

erschienen in Ausgabe 3 / 2009: Südafrika: Neue Freiheit, alte Armut

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