Ein friedliches Afrika ohne Grenzen

Africa Agenda 2063
Beim Kirchentag haben mehrere Afrikaner die Agenda 2063 der Afrikanischen Union (AU) vorgestellt. Dabei formulierten sie auch Erwartungen an die Europäer.

„The Africa we want“ –  „Das Afrika, das wir wollen“ ist der Untertitel zur Agenda 2063.  Klar ist: Die Afrikaner sehen ihren Kontinent ganz anders als etwa die Europäer. Das wurde in einer Podiumsdiskussion auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund deutlich.

„Wenn ich hier durch die Straßen gehe, sehen mich die Menschen als Flüchtling an. Alle wollen wegrennen: Dieses Bild habt ihr von Afrika“, sagte Pastor Fidon Mwombeki, Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (All Africa Conference of Churches), an die Zuhörer gerichtet. Doch das stimme nicht. Die Länder, die früher Kolonien waren, seien inzwischen unabhängig, das hätten sich die Afrikaner erkämpft. Statt auf Hilfe angewiesen zu sein, wolle man nun die Entwicklung Afrikas selbst in die Hand nehmen. „Wir wollen Frieden, wir wollen ein Afrika in dem jeder integriert ist, mit offenen Grenzen und freiem Handel.“ Das sei der Geist der Africa Agenda 2063. Und er selbst wolle noch erleben, dass diese Vision Wirklichkeit wird, sagte Mwombeki.

Gesamtafrikanische Freihandelszone ist ein erster Schritt

Die Diskussionsteilnehmer lobten die Fortschritte seit dem Start der Agenda im Jahr 2013. Diese zeigten sich zum Beispiel daran, dass innerhalb eines Jahres 22 Staaten das Abkommen über eine gesamtafrikanische Freihandelszone unterzeichnet hätten, sagte Erastus Mwencha, Präsident der African Capacity Building Foundation. „Daran sieht man, dass Afrika als Kontinent zusammenarbeitet. Das ist Teil des neuen Geistes.“ Auch alle 17 UN-Nachhaltigkeitsziele seien Teil der Agenda. Und er erinnerte an die Verpflichtung, diese auch in Deutschland und anderen Industrienationen umzusetzen: „Wenn ihr so weiter lebt und konsumiert wie bisher, dann brauchen wir drei Planeten. Wir haben aber nur einen.“

Für die Agenda habe man genau analysiert, was wichtig ist und in welchen Bereichen Wissen fehlt. Zum Beispiel könne man sich von Deutschland viel in Sachen Technologie und Ingenieurskunst abschauen. Von den Industrienationen erwarteten die Afrikaner jedoch, „dass wir als gleichberechtigt angesehen werden, nicht als Juniorpartner“, bekräftigte Mwencha. „Schaut nicht nur auf Märkte, stärkt lieber unsere lokalen Kapazitäten.“ Die internationale Gemeinschaft müsse aufhören, sich in afrikanische Angelegenheiten einzumischen: „Sehen Sie sich an, was Sie für ein Chaos in Libyen hinterlassen haben.“

Erwartungen an Europa

China, Europa und die USA engagieren sich unterschiedlich in Afrika. „China ist nicht nur nett. Das verstehen wir langsam“, sagte Pastor Mwombeki. „Aber warum verteidigt Europa Afrika auf einmal gegen China?“ Schon zu Kolonialzeiten hätte die afrikanische Wirtschaft aufgebaut werden können, aber die Kolonialisten hatten ihre eigenen Interessen. Mwombeki: „Ich mag keine ausbeuterischen Beziehungen. Es ist an der Zeit, dass die Afrikaner für sich selbst entscheiden, wovon sie profitieren oder nicht.“

Auch an Europa hatten die Podiumsteilnehmer viele Erwartungen. „Ich will ein Europa, in dem mich niemand als Immigrant ansieht“, sagte Huguette Kazeneza, die am Hekema Institute for Peace Studies und International Relations in Nairobi arbeitet und in Italien studiert hat. „Empfangt Migranten nett in euren Ländern, lasst sie bei euch studieren. Dann gehen sie mit diesem Wissen zurück nach Afrika und bringen es dort ein“, forderte Paul Muchena, Koordinator der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Simbabwe. Er ergänzte, dass Simbabwe hart für seine Unabhängigkeit gekämpft habe. Nun müssten die Sanktionen aufgehoben werden, damit das Land wieder auf den richtigen Pfad komme.

Die gute Organisation der Kirche nutzen

Auch die Kirche spiele eine große Rolle bei der Umsetzung der Agenda: Die gute Organisation der Kirchen könne man nutzen, um für die Agenda zu werben, sagte Pastor Mwombeki. Auf die vielen Konflikte auf dem Kontinent angesprochen, sagte AU-Mitarbeiterin Eiman Kheir, es sei wichtig, dass sich Afrikanerinnen und Afrikaner mehr miteinander auseinander setzen. „Wir wissen nicht wirklich viel voneinander.“ Sie als Muslimin brauche ein Basiswissen über das Christentum – und umgekehrt. Huguette Kazeneza ist der Überzeugung, dass man jeden Konflikt bekämpfen kann, wenn die Religion als friedensstiftende Ressource genutzt wird.

Am Schluss brachte es Gloria Somolekae, die unter anderem stellvertretende Gesundheitsministerin in Botswana war, nochmal auf den Punkt: „Wir Afrikaner wollen kein Mitleid. Wir sind selbst verantwortlich für die Umsetzung der Agenda – im Privatsektor, in der Kirche und politisch.“ Die Afrikaner müssten ihre Politiker zur Verantwortung ziehen. An die Zuhörer gerichtet sagte sie: „Fragt euch, welche Politik euer Land in Afrika verfolgt. Ist sie im Einklang mit der Africa Agenda? Wenn nicht, müsst ihr etwas dagegen tun.“

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