Abschied von einem Gletscher

Klimaschutz in der Schweiz
Schmelzende Gletscher, bröckelnde Berge: Die Erderwärmung hinterlässt auch in den Schweizer Alpen unübersehbare Spuren. Die „Gletscher-Initiative“ fordert daher, dass die Schweiz mehr für den Klimaschutz tut. Das beeindruckt offenbar sogar die Regierung.

Eine ungewöhnliche Trauerfeier haben die Klimaaktivistinnen und -aktivisten am 22. September am Fuße des Pizolgletschers in Graubünden durchgeführt Verabschiedet wurde keine verstorbene Person, sondern ein toter Gletscher. Er ist so stark geschmolzen, dass er nun als erster Gletscher aus dem Schweizer Messnetz gestrichen wurde.

Wie dem Pizolgletscher könnte es auch anderen ergehen: Von den 700 Schweizer Gletschern, die weniger als 0,1 Quadratkilometer umfassen, dürften alle bis 2050 verschwunden sein, befürchten Experten.

Am Ende der Gedenkfeier forderten alle beteiligten Organisationen, darunter auch Fastenopfer und Brot für alle, dass die Schweiz die im Jahr 2015 auf der Konferenz in Paris beschlossenen Maßnahmen zum Klimaschutz durchführt. Auch der Verein Klimaschutz Schweiz gestaltete die Trauerfeier mit. Die 2018 gegründete Organisation steht hinter der Initiative „Für ein gesundes Klima“, besser bekannt als „Gletscher-Initiative“. Mitbegründer Marcel Hänggi war als Journalist in Paris dabei. Er will heute nicht mehr nur über Klimawandel schreiben, sondern auch etwas dagegen unternehmen.

Die Initiative wurde im April eingereicht, sammelte aber lange vor Ablauf der Frist mehr als die nötigen 100.000 Unterschriften. Sie fordert die Reduzierung der Schweizer Treibhausgasemissionen auf netto Null (Ausstoß minus Aufnahme etwa durch Wälder) bis 2050. Zudem solle die Schweiz die Ziele des Pariser Übereinkommens in der Verfassung verankern und ab dem Jahr 2050 fossile Brennstoffe wie Kohle oder Öl nur noch in ganz wenigen Ausnahmen zulassen.

Die Schweizer Regierung hat im Herbst ihre Klimaziele verschärft. Nun spricht auch der Bundesrat von netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050. Hänggi vermutet, dass die Initiative zu diesem Umdenken beigetragen hat, zusammen mit den Protesten und den neusten wissenschaftlichen Berichten zum Klimawandel.

Unterstützung aus der Privatwirtschaft

Doch damit sei die Gletscher-initiative nicht vom Tisch. Gegenwärtig verlangen die schweizerischen Klimagesetze, dass die Emissionen bis zum Jahr 2030 nur um ein Prozent pro Jahr sinken – viel zu wenig, um bis 2050 auf netto Null zu kommen, sagt Hänggi. Die Emissionen müssten schneller gesenkt werden, „damit es nicht der nächsten politischen Generation überlassen wird, in den letzten Jahren vor 2050 umso mehr machen zu müssen, um das Ziel zu erreichen“.

Die Initiative habe gute Chancen, auch weil sie in der Privatwirtschaft auf Interesse stoße, sagt Hänggi. „Unternehmen sind an klaren Vorschriften interessiert, sie wollen Investitions- und Rechtssicherheit.“ Doch der Weg von der Initiative zum Gesetz ist lang. Die Initianten rechnen damit, dass es in den Jahren 2023 oder 2024 zur Volksabstimmung kommt. Das Parlament hat dann maximal fünf Jahre Zeit, um ausführende Gesetze zu erlassen.

Inzwischen schwinden weitere Gletscher. Die CO2-Emissionen müssten sofort gesenkt werden, sagt Hänggi. „Die nächsten zwei bis drei Jahre sind entscheidend.“ Die Lobbyarbeit und die Proteste gehen deshalb weiter.

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Keine Frage, mit emotionalen Aktionen bekommt man Aufmerksamkeit und Demonstranten auf die Straßen. Aber den Klimawandel aufhalten? Glaubt man einem Bericht der Vereinten Nationen von 2007, ist der Klimawandel nicht aufzuhalten. Wenn die Erderwärmung eine Folge der vom Menschen produzierten Klimagase ist, dann sind die Klimagase wirksam, die seit Beginn der Industrialisierung vor gut 150 Jahren in die Lufthülle gelangt sind. Was täglich hinzukommt, spielt nur eine marginale Rolle. Selbst ein sofortiger Stopp kann die Erderwärmung nicht aufhalten, wirksam wären immer die schon vorhandenen Klimagase. Wenn Frau Stucky klimawirksam werden möchte, dann sollte sie Bäume pflanzen, viele Bäume täglich. Entsprechen ihrem persönlichen CO2-Ausstoß von ein paar Kilo täglich wären wohl ein paar Hundert Bäumchen nötig, um ihr eigenes CO2 dauerhaft zu binden. Wer in der Schule gut aufgepasst hat kann noch wissen - dem Menschen ist kein Instrument zum CO2-Abbau gegeben. Statt Totenfeiern am Gletscherrand, sollten sich die Aktivisten mit Antworten auf fehlendes Gletscherwasser und herabstürzenden Berggipfel beschäftigen

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erschienen in Ausgabe 11 / 2019: Aufbruch am Horn von Afrika
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