Am Meer lebt man in Afrika besser

Ungleichheit
Wer in Afrika nahe der Küste lebt, hat bessere Chancen, der Armut zu entkommen, findet eine neue Studie der Universität Bayreuth. Sie bestätigt damit ältere Befunde und Thesen.

Je weiter Menschen in Afrika von der Küste entfernt leben, desto niedriger ist im Durchschnitt im selben Land ihr Lebensstandard. Diesen Zusammenhang haben Ökonomen der Universität Bayreuth in einer neuen Studie statistisch untermauert. Sie haben dafür Daten aus 17 Ländern und rund 20 Jahren benutzt, die von Africabarometer stammen, das heißt Daten aus Haushaltsbefragungen. Daraus ergibt sich zum Beispiel, dass Haushalte umso eher einen Kühlschrank oder Fernseher haben, je näher sie an der Küste wohnen.

Nun ist die Beobachtung nicht neu, dass in Afrika nahe dem Meer der Lebensstandard oft höher und die Urbanisierung weiter fortgeschritten ist und dass Binnenländer meist besonders arm sind. Die Ökonomen aus Bayreuth zeigen mit komplizierten statistischen Methoden, dass der Zusammenhang nicht zufällig, sondern die Nähe zum Meer eine eigene Ursache besserer Lebenschancen ist. Zum Beispiel ist die Korrelation unabhängig von Faktoren wie dem Klima, der lokalen Bodenfruchtbarkeit oder dem lokalen Ausmaß der Korruption.

Allerdings finden sie auch, dass die Nähe zur Küste und einige andere günstige Faktoren, besonders Bildung und Infrastruktur, sich gegenseitig beeinflussen. So bieten Küstengebiete mehr Bildungschancen, und bessere Bildung ist in Afrika ein Hauptgrund für bessere Chancen im Leben – auch fern der Küsten.

Bei der Deutung der Berechnungen bleiben Fragen offen – zum Beispiel wie verlässlich die Daten sind: Wer einen Fernseher hat, lässt sich aus Befragungen klar entnehmen. Was Meinungsäußerungen zum Staat über die Qualität von Institutionen aussagen, ist dagegen weniger eindeutig. Auch ist plausibel, dass besser Gebildete aus dem Inland in Städte an der Küste abwandern und dies den durchschnittlichen Lebensstandard dort erhöht. Eine Schlussfolgerung aber ist wichtig und überzeugend: Dass Binnengebiete gegenüber den Küsten benachteiligt sind, ließe sich mit Gegenmaßnahmen ausgleichen wie dem Ausbau der Infrastruktur und des Bildungswesens im Inland – politischen Willen dazu vorausgesetzt.

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