Undurchsichtige Investoren

Entwicklungsfinanzierung
Ein neuer Index bestätigt, was Kritiker schon lange bemängeln: Entwicklungsfinanzierer wie die deutsche DEG arbeiten völlig intransparent.

Sogenannte Institutionen der Entwicklungsfinanzierung (Development Finance Institutions, DFI) investieren rund um die Welt in Projekte, die die Lebensbedingungen in den Projektgebieten verbessern sollen. Zu solchen DFI zählen multilaterale Institutionen wie die regionalen Entwicklungsbanken oder die Weltbank-Tochter IFC sowie staatliche Finanzierer wie die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). DFI investieren in Projekte von Regierungen der Partnerstaaten, vor allem aber fördern sie private Investitionen etwa in der Landwirtschaft. Besonders dieser private Geschäftszweig der DFI wird von Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen seit vielen Jahren kritisch beäugt, weil es immer wieder vorkommt, dass die geförderten Projekte Bevölkerungsgruppen vor Ort mehr Nachteile als Vorteile bringen. 

Ein Kritikpunkt lautet stets: Die DFI arbeiten völlig intransparent; es ist sehr schwierig, an Informationen zu kommen, welchen entwicklungspolitischen Nutzen und welche möglicherweise schädlichen Nebenwirkungen DFI geförderte Projekte haben. Ein neuer Index der Initiative Publish What You Fund bestätigt diese Kritik nun. Nach dem DFI Transparency Index 2023 schneidet kein einziger von 30 geprüften Entwicklungsfinanzierern in punkto Transparenz wirklich gut ab. 

Ein Armutszeugnis für alle Entwicklungsfinanzierer

Der Index beurteilt die Transparenz der DFI in fünf Kategorien, darunter die öffentlich zugänglichen Informationen über entwicklungspolitische Auswirkungen von Investitionen und über die Rechenschaft gegenüber der Bevölkerung vor Ort. Bezogen auf das Privatsektorgeschäft hat im Durchschnitt aller fünf Kategorien die Weltbank-Tochter IFC am besten abgeschnitten – mit allerdings auch nur gut 54 von 100 möglichen Indexpunkten. In der Kategorie „Informationen über Auswirkungen von Investitionen“ schneidet die Afrikanische Entwicklungsbank am besten ab: Sie veröffentliche zwar keine Projektergebnisse, aber immerhin die angestrebten Ziele. Dass das für einen ersten Platz in dieser Kategorie reicht, ist ein Armutszeugnis für alle DFI.

Die DEG schneidet in dem neuen Index in allen Kategorien bestenfalls mittelmäßig ab, meistens liegt sie im hinteren Mittelfeld. Kritische Organisationen wissen davon ein Lied zu singen: Im aktuellen Fall eines von der DEG geförderten Projekts in Paraguay mussten sie vor Gericht ziehen, um an gewünschte Informationen zu gelangen.

Publish What You Fund appelliert an die geprüften Entwicklungsfinanzierer, ihre undurchsichtige Geschäftspraxis dringend zu ändern. Immerhin: In den vergangenen Jahren hätten einige DFI gute Fortschritte in dieser Hinsicht gemacht, heißt es in dem Bericht.

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