„Namibia kann zeigen, dass es geht“

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Wasserstoffproduktion in Afrika
Grüner Wasserstoff
Deutschland unterstützt Namibia beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Warum das sinnvoll ist und welche Rolle die Entwicklungspolitik spielt, erklärt Till Mansmann von der FDP. Mansmann war Ende März in Namibia, um sich über Stand der Partnerschaft zu informieren.

Till Mansmann ist Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

Herr Mansmann, das Bundesforschungsministerium fördert den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Namibia. Worum geht es?
Das Ministerium unterstützt in Namibia mehrere Projekte mit rund 40 Millionen Euro. Das ist für ein Land mit weniger als 2,5 Millionen Einwohnern eine sehr große Fördersumme. Es geht vor allem um die Verwendung von Wasserstoff in Namibia und weniger um den Export, in den das Land ja auch einsteigen will. Wir vergeben etwa Stipendien für die Masterstudiengänge von 93 namibischen Studentinnen und Studenten, die zu Fachleuten für die namibische Wasserstoffwirtschaft ausgebildet werden, von der Herstellung bis zur Verwendung von Wasserstoff. Außerdem fördern wir im Hafen von Walvis Bay eine Tankstelle für grünen Wasserstoff im Straßenverkehr und einen wasserstoffbetriebenen Hafenschlepper. 

Aber bevor der Wasserstoff verwendet wird, muss er produziert werden. Welche Hürden muss Namibia da noch nehmen?
Es gibt ein paar strukturelle Hürden, etwa die Stromversorgung. In Namibia haben große Teile der Bevölkerung noch keinen Zugang zu Elektrizität. Es müssen also erneuerbare Energien aufgebaut werden. Zudem ist Namibia ein sehr trockenes Land. Das Wasser für den Wasserstoff soll aus Entsalzungsanlagen an der Küste kommen. Meiner Ansicht nach müssen diese mehr Wasser produzieren, als für die Wasserstoffproduktion gebraucht wird, um zugleich die Wasserversorgung der Bevölkerung zu verbessern. Sie darf sich jedenfalls nicht verschlechtern. Die Entsalzung muss außerdem umweltfreundlich sein: Die dabei entstehende Salzlake muss so ins Meer entsorgt werden, dass sie dort keinen Schaden anrichtet, also etwa Fischsterben verursacht.

Ist die Entsalzung nicht zu teuer, um Wasserstoff zu konkurrenzfähigen Preisen herzustellen?
Wenn wir mit solchen Vorstellungen von Effizienz an unsere eigene Energieversorgung herangehen würden, würde in Deutschland keine einzige Windkraftanlage aufgestellt. Eine deutsche Anlage liefert nur ein Drittel der Energie, die sie an einem perfekten Standort liefern könnte. Namibia ist so ein perfekter Standort. Dort liefert eine Windkraftanlage bis zu dreimal so viel Strom und das viel gleichmäßiger als in Deutschland. Man braucht rund drei Kilowattstunden Strom, um 1000 Liter Wasser zu entsalzen. Eine Kilowattstunde kostet in der Wüste in Namibia hergestellt ungefähr einen Cent. Das fällt nicht ins Gewicht; in Deutschland wäre es fünf- bis sechsmal so viel. Viel mehr ins Gewicht fällt der Aufbau der Infrastruktur: Sie brauchen Solar- und Windkraftanlagen, Sie brauchen Entsalzungsanlagen und Elektrolyseure, und dann brauchen Sie auch noch Hafeninfrastruktur, um den Wasserstoff zu verschiffen, etwa in Form von Ammoniak. Reiner Wasserstoff lässt sich derzeit noch nicht in großem Stil transportieren, bei Ammoniak hingegen wissen wir, wie es geht.

Um die Produktion von Ammoniak für den Export unter anderem nach Deutschland geht es in einem Milliardenprojekt eines Konsortiums, an dem auch eine deutsche Firma beteiligt ist. Was halten Sie davon? 
Die Stadt Lüderitz im Süden von Namibia, wo das Vorhaben angesiedelt ist, ist sehr klein. Und dort sollen jetzt rund zehn Milliarden US-Dollar in die Wasserstoffproduktion investiert werden. Das wird für Arbeitsplätze sorgen, was gut ist, aber es muss geregelt ablaufen. Schon jetzt ziehen Leute aus anderen Landesteilen nach Lüderitz in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. In Namibia liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 50 Prozent. Ein solcher Strukturwandel hat Folgen und damit dürfen wir Namibia nicht allein lassen. Ich meine das gar nicht nur negativ, denn dieser Wandel ist notwendig. Wir müssen raus aus den fossilen Energien, wir können nicht einfach weitermachen wie bisher. Aber die Veränderungen zu begleiten, das ist die Aufgabe von Entwicklungspolitik.

Wird die namibische Regierung ihrer Verantwortung gerecht, den Strukturwandel verträglich zu gestalten?
Die Aufgabe ist gigantisch, aber ich habe einen guten Eindruck. In der Regierung gibt es sehr kompetente und verantwortungsbewusste Partner. Das heißt nicht, dass alles problemlos läuft. Aber ich denke, Namibia kann zeigen, dass das zu schaffen ist. Es kann anderen Ländern in Afrika als Ansporn dienen, selbst die notwendige Transformation in Angriff zu nehmen. Nicht nur Namibia steht ja vor der Frage: Mache ich das, was erprobt ist und für das Partner bereitstehen, die in die Ausbeutung fossiler Quellen investieren wollen? Oder steige ich in die Erneuerbaren ein und probiere etwas Neues? Vor der Küste von Lüderitz gibt es Erdgasvorkommen – da einen Bohrturm hinzustellen, ist relativ einfach. Wie sich hingegen die Wasserstoffwirtschaft entwickelt, wissen wir noch gar nicht. Werden wir weiter Ammoniak exportieren, oder wird es bald möglich sein, auch puren Wasserstoff über weite Strecken zu transportieren? Irgendjemand muss damit anfangen und es machen. Ich bin optimistisch, dass Namibia zeigen kann, dass es geht.

Woher nehmen Sie den Optimismus? In vielen Ländern Afrikas haben derartige industrielle Großprojekte bisher selten der Bevölkerung genutzt, vor allem wenn sie dazu gedient haben, den Energie- und Rohstoffhunger der reichen Länder zu stillen.
Es ist unsere Aufgabe, dazu beizutragen, dass es anders läuft. Beim Wasserstoff sind die Bedingungen günstiger als bei der Öl- oder der Kohleförderung, weil die Fertigungstiefe im Produktionsland größer ist. Sie brauchen die gesamte Technologie und die Infrastruktur, das stellt höhere Anforderungen an ein Land und bietet entsprechend mehr Arbeitsplätze. Zudem muss ein Land den Wasserstoff verarbeiten können, etwa zu Ammoniak oder in E-Fuels, um ihn transportieren zu können. Entwicklungszusammenarbeit kann und sollte dazu beitragen, dass ein Land wie Namibia auf diese Weise den Übergang in eine dekarbonisierte Wirtschaft schafft. 

Das Gespräch führte Tillmann Elliesen.

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Herr Elliesen, schade dass Sie hier Ihre Zeit verschwendet haben. Herr Mansmann hat von der Gewinnung und Verarbeitung von Wasserstoff keine Ahnung. Sehr gut könnte er sich in die Gruppe der Clowns auf der Titelseite einreihen. Allein die Behauptung, es würden mehrere Milliarden Dollar in Lüderitz investiert, zeigt wie lächerlich das Ganze ist bei 2,5 Millionen Bewohnern. Lassen Sie uns gemeinsam in einem Jahr nachsehen, was in Sachen Wasserstoffgewinnung passiert ist. Rein gar nichts, wer schon in Namibia und in Lüderitz war, weiß schon warum.

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