„Der Zustand ihrer Nutztiere ist den Menschen nicht egal“

Fünf Fragen
Paul Ssuna ist Tierarzt und Direktor des Zentrums für Tierwohl in Afrika (AWECCA) an der Makerere-Universität in Kampala, Uganda.

Was beschäftigt Sie gerade?
Als Dozent für Tierwohl bilde ich im Programm Vets United von Welttierschutzgesellschaft und Welttierschutzstiftung junge Tierärzte aus. Dazu haben wir zusammen mit der Universität gerade das Animal Welfare Competence Center for Africa (AWECCA) gegründet. Mitte September war ich in Äthiopien und habe dort mit Experten für Tiergesundheit über allgemeine Tierschutzfragen gesprochen und ganz konkret darüber, wie die von uns entwickelten Tierwohlrichtlinien fester Bestandteil von Entwicklungsprojekten werden können.

In vielen afrikanischen Staaten sind Hunger und Armut große Probleme. Wie wichtig ist den Menschen da der Tierschutz?
Auch wenn die Menschen arm sind, heißt das nicht, dass ihnen der Zustand ihrer Nutztiere egal ist. Zumal Nutztiere, denen es gut geht, auch produktiver und widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind. Ein Beispiel: Viele Bauern lassen ihre Kälber nicht zu den Mutterkühen. Es ist aber für ein Kalb gesünder, eine Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. Es wird dadurch robuster, und es trinkt auch nicht so viel Milch, wie die Bauern befürchten. Oder der Zustand der Scheune: Hält der Bauer sie sauber, verbreiten sich weniger Keime und weniger Tiere werden krank. Es lohnt sich also auch wirtschaftlich.

Wie kamen Sie persönlich zum Tierschutz? 
Ich bin mit Tieren aufgewachsen, wir hatten zu Hause Kühe, Truthähne, eine Ziege. Als Kind habe ich mich um sie gekümmert, sie gefüttert und auch mit ihnen gespielt. Außerdem war mein Onkel Tierarzt. Mit ihm bin ich oft zu den Bauernhöfen gegangen und habe Tiere versorgt. Dass ich später Veterinärmedizin studiert habe und jetzt im Tierschutz arbeite, ist eine logische Fortführung. 

Sie sind der erste auf Tierschutz spezialisierte Tierarzt Ugandas. Was heißt das?
Ich habe 2020 im Anschluss an mein Bachelorstudium der Tiermedizin in Kampala an der Universität von Edinburgh einen Masterabschluss im Fach „Applied Animal Behaviour and Animal Welfare“ erworben. Heute gebe ich mein Wissen an junge Veterinärmediziner in Uganda weiter, so dass hoffentlich in einigen Jahren viele Tierärzte in den Höfen und Betrieben, zu denen sie gerufen werden, auch das Tierwohl im Blick haben und auch die Bauern darin bestärken.

Werden in Uganda heute mehr Nutztiere gehalten als früher?
Ja. Vor 2016 produzierte Uganda eine halbe Milliarde Liter Milch jährlich, heute sind es 2,4 Milliarden. Und je mehr die Bauern vom Tier bekommen wollen, desto mehr vernachlässigen sie leider die Bedürfnisse des Tieres. Dem wollen wir entgegenwirken.

Das Gespräch führte Barbara Erbe. 

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erschienen in Ausgabe 6 / 2023: Von Jung zu Alt
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