Extreme Armut und Mangelernährung werden immer mehr zu einem Problem von Ländern, in denen Krieg herrscht oder deren Staaten schwach und instabil sind. Das sind laut einem neuen Bericht der Weltbank 39 Länder, die als „fragil oder von Gewaltkonflikten betroffen“ klassifiziert sind – merkwürdigerweise entweder das eine oder das andere, obwohl gerade Länder im Krieg oft auch fragil sind. Die Mehrheit dieser Länder liegt in Afrika, viele sind auch in Nahost oder im Pazifik.
In ihnen leben dem Bericht zufolge 40 Prozent der Bevölkerung von insgesamt über einer Milliarde Menschen in absoluter Armut; in anderen Entwicklungsländern liegt die Quote im Schnitt nur bei 6 Prozent. Seit 2010 nehme in fragilen Staaten und Konfliktländern die Armutsquote auch nicht mehr ab, so dass weltweit 60 Prozent der extrem Armen um 2030 in diesen Ländern leben dürften; sie seien das „Epizentrum der weltweiten Armut“.
Ökonomischer Blick
Der Bericht liefert Daten und Fakten zu Problemen dieser Staaten: mangelhaftes Schul- und Gesundheitswesen, schlechte Infrastruktur, Verschuldung und eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten, hohe Verwundbarkeit für Schocks wie die Pandemie und für den Klimawandel, schlechte Regierungsführung. Kriege und Gewalt haben laut Weltbank zahlreiche länderspezifische Gründe, eine Rolle für ihre Zunahme spiele aber auch das Versagen globaler Institutionen. Zu Recht betont der Bericht, Konfliktprävention sei hier das oberste Gebot. Wie die Probleme sich gegenseitig bedingen und verstärken, bleibt jedoch unterbelichtet.
Auswege sind laut Weltbank möglich; ökonomische Chancen böten die sehr junge Bevölkerung dieser Länder und in vielen auch Rohstoffvorkommen. Der Bericht führt Beispiele wie Bosnien-Herzegowina, Kambodscha, Nepal, Ruanda und Sri Lanka an, wo nach Kriegen ein Wiederaufbau gelungen und Wirtschaftswachstum sowie Armutsminderung erreicht worden seien. Er listet allerdings nur schematisch Erfolgsfaktoren auf, statt die schwierigen und widersprüchlichen Prozesse dahin und ihre unterschiedlichen politischen Ergebnisse in den Blick zu nehmen.
Hilfe von außen bleibt nötig
Entsprechend allgemein sind die Rezepte für fragile Länder: Sie sollten auf Wachstum, Finanzstabilität, Investitionen, inklusive Entwicklung und Jobs setzen sowie für gute Regierungsführung sorgen. Wie das mit schwachen staatlichen Institutionen, hoher Ungleichheit, gespaltenen Gesellschaften und verbreiteter Gewalt möglich ist, ist die Kernfrage, die der Bericht nicht beantwortet. Er betont aber, dass diese Länder Hilfe von außen brauchen – unter anderem für Friedenswahrung und Entwaffnung, für den Wiederaufbau und für die Justiz. In vielen Fällen seien Schuldenerleichterungen nötig.
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