Das vollständige Interview lesen Sie beim Magazin Südostasien.
südostasien: Du arbeitest seit vielen Jahren im Bereich Gender und Feminismus in Myanmar, auch während des aktuell andauernden Widerstands gegen das Militär. Wie würdest du die vorherrschenden Ideen zu Männlichkeit in Myanmar heute beschreiben?
Nandar: Ich möchte glauben, dass sich die Definition oder zumindest der Wert eines Mannes zunehmend verändert hat. In unserer Gesellschaft praktizieren wir traditionelle männliche Rollen nicht mehr wirklich. Hättest du mich vor zehn Jahren gefragt, ob ich meine männlichen Freunde, Kollegen und Familienmitglieder jemals weinen gesehen habe, hätte ich mit Nein geantwortet. Aber mittlerweile – ich weiß nicht, ob das an meiner Arbeit liegt – hat fast jeder Mann, den ich kenne, kein Problem mehr damit, seine Verletzlichkeit zu zeigen. Sie sehen das nicht als etwas Schlechtes an. Sie fühlen sich befreit, wenn sie in der Öffentlichkeit, vor ihren Kolleg:innen, Schwestern, Freunden und Freundinnen weinen können. Wenn ich das sage, meine ich damit jedoch nicht, dass dies auf alle Männer zutrifft. Es gibt viele Menschen, insbesondere in den Streitkräften, die nach wie vor großen Wert auf traditionelle Männerrollen legen.
Nandar ist feministische Aktivistin, Storytellerin und Gründerin sowie Geschäftsführerin der Purple Feminists Group. Sie ist bekannt für ihre bahnbrechende Arbeit zu Geschlechtergerechtigkeit, Männlichkeit und körperlicher Autonomie, insbesondere durch ihren zweisprachigen feministischen Podcast „G-Taw Zagar Wyne“ („neugierige Frau“) und die Kampagne „A Ni Yaung Yarthi Menstrual Justice Campaign“. Als Übersetzerin von Chimamanda Ngozi Adichies „We Should All Be Feminists” ins Burmesische verbindet Nandar globales feministisches Denken mit lokalen Realitäten. Sie wurde 2020 in die BBC 100 Women-Liste aufgenommen und nutzt Kunst, Aktivismus und Storytelling, um mitfühlende, inklusive und fürsorgliche Bewegungen aufzubauen.
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