Aussöhnung in weiter Ferne

Erneute Gewaltausbrüche zwischen Rohingya-Muslimen und Buddhisten zwingen Tausende Menschen in Myanmar zur Flucht
Erneute Gewaltausbrüche zwischen Rohingya-Muslimen und Buddhisten zwingen Tausende Menschen in Myanmar zur Flucht

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft der Regierung von Myanmar Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Tausende von Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya seien getötet oder vertrieben worden. Lesen Sie als Hintergrund unseren Brennpunkt:

(29.10.2012) Myanmar hat die Jahrzehnte der Militärdiktatur überstanden. Der neue Staatspräsident Thein Sein hat erste politische und wirtschaftliche Reformen eingeleitet, politische Gefangene wurden freigelassen, das Arbeitsrecht wurde verbessert, eine Menschenrechtskommission eingerichtet. Doch für die muslimische Minderheit der Rohingya hat sich nichts zum Guten gewendet. Nach wie vor werden sie verfolgt, unterdrückt, verjagt.

Jetzt ist die Gewalt wieder eskaliert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) veröffentlicht auf ihrer Internetseite Satellitenaufnahmen, die ein Bild der Verwüstung vor allem in der Küstenstadt Kyauk Pyu zeigen – eine von mehreren Siedlungen der Rohingya. Mehr als 26.000 Menschen sind nun auf der Flucht. Der Appell an die Regierung des Landes, die Gewalt gegen die Rohingya sofort zu unterbinden, wird wohl wieder verhallen, so wie bereits im Juni diesen Jahres.

Damals hatte HRW von gezielten Tötungen, Vergewaltigungen und Massenverhaftungen berichtet, als die Kämpfe zwischen Buddhisten und Rohingya im Westen des Landes wiederaufgeflammt waren. Staatsmedien berichteten, es habe mehr als 60 Tote gegeben, HRW rechnet aber mit einer weitaus höheren Zahl.

Bangladesch hält seine Grenzen geschlossen

Die muslimischen Rohingya gelten als eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. Laut Amnesty International werden sie in dem buddhistisch dominierten Vielvölkerstaat aus religiösen und ethnischen Gründen unterdrückt, die Regierung betrachtet sie als staatenlose, illegale Einwanderer. Ihre Wurzeln liegen in Bangladesch, das Nachbarland hält aber seine Grenzen geschlossen - auch hier sind sie unerwünscht. Die Vereinten Nationen schätzen, dass innerhalb Myanmars etwa 75.000 Rohingya auf der Flucht sind oder in slumartigen Notunterkünften leben, ohne medizinische Versorgung.

Die neuen Angriffe wollen so gar nicht zu der erhofften Öffnung des Landes passen. Human Rights Watch vermisst bei Präsident Sein und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, dass sie sich klar und eindeutig für eine Aussöhnung und Anerkennung der Rohingya einsetzen.

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