Discounter KiK kritisiert verzerrten Wettbewerb

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Textilbündnis
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Der Geschäftsführer des Textildiscounters KiK, Patrick Zahn, sieht das Bündnis für nachhaltige Textilien an einem Scheideweg. Das nach dem Einsturz einer Kleiderfabrik in Bangladesch im April 2013 gegründete Textilbündnis habe viel bewegt, "doch wir machen uns einige Sorgen."

Die Mitglieder deckten inzwischen weniger als die Hälfte des deutschen Marktes ab, wichtige Akteure etwa aus dem Online-Handel fehlten, sagte Zahn der "Berliner Zeitung". Zudem erwögen weitere Unternehmen den Austritt. "Dann stellt sich für uns die Frage, ob sich die Mitgliedschaft für uns zu einem echten Wettbewerbsnachteil entwickelt", erklärte er. "Wir halten uns an hohe Standards und nehmen Mehrkosten in Kauf, während sich die Konkurrenz einen schlanken Fuß macht." Verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen wie von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) als Option ins Spiel gebracht, würde KiK sehr begrüßen. "Damit gelten für alle die gleichen Regeln, es gibt keine Wettbewerbsverzerrung."

Zahn kritisierte, dass die Entwicklungsorganisationen in dem Textilbündnis bei den Standards immer weiter draufsatteln wollten. Doch Produktionsländer wie Bangladesch dürften nicht überfordert werden. "Was nützt der Näherin ein hoher Lohn, wenn sie am Ende ihren Job los ist", sagte der KiK-Geschäftsführer. Es wäre fatal, wenn die Textilindustrie Bangladesch verließe, weil es dort kaum andere Arbeitsplätze gebe.

Das Textilbündnis ist ein Zusammenschluss von rund 140 Mitgliedern aus Handel, Industrie, Gewerkschaften und Hilfsorganisationen. Die Mitgliedsfirmen verpflichten sich, einen Umsetzungsplan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Entwicklungsländern zu erstellen und extern prüfen zu lassen. Dem kamen im vergangenen Jahr viele Firmen nicht nach und verließen das Bündnis darunter Engbers, Ernsting's Family, Real, Trigema und Walbusch.

Die Gründung des Textilbündnisses geht auf den Einsturz des Fabrikhochhauses Rana Plaza in Bangladesch im April 2013 zurück. Damals starben mehr als 1.100 Menschen. Zu den zivilgesellschaftlichen Mitgliedern zählen neben dem Netzwerk Inkota, der Verbraucherzentrale und der Hilfsorganisation Care auch christliche Organisationen wie das Hilfswerk Misereor, die Christliche Initiative Romero, das Amt für Mission, Ökumene und Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen und das Frauenwerk der Nordkirche.

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Zur Aussage von Kik-Chef Patrick Zahn: "Zahn kritisierte, dass die Entwicklungsorganisationen in dem Textilbündnis bei den Standards immer weiter draufsatteln wollten. ... " Was nützt der Näherin ein hoher Lohn, wenn sie am Ende ihren Job los ist", sagte der KiK-Geschäftsführer. Es wäre fatal, wenn die Textilindustrie Bangladesch verließe, weil es dort kaum andere Arbeitsplätze gebe.“
Wir "Entwicklungsorganisationen" fordern von Kik & Co. lediglich die Einhaltung grundlegender Arbeits- und Menschenrechte. Dazu gehört ein Lohn, von dem man menschenwürdig leben kann. Dafür müssen die lächerlich niedrigen Mindestlöhne u.a. in Bangladesch erhöht werden. Herr Zahn versucht dies mit seiner Abwanderungs-Drohung zu verhindern. Damit werden die Näherinnen weiterhin in bitterer Armut leben. Und Kik wird seine Millionengewinne weiterhin schamlos in die Höhe treiben. Gut für Herrn Zahn...
(Der Kommentarschreiber arbeitet bei der Christlichen Initiative Romero (www.ci-romero.de) und vertrat zwei Jahre lang die Zivilgesellschaft im Steuerungskreis des Textilbündnisses.)

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