Gute Gespräche

Ute Schaeffer
Afrikas Macher – Afrikas Entwickler.
Reportagen zur afrikanischen Gegenwart

Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2012,
248 Seiten, 24,90 Euro


Die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ute Schaeffer, berichtet von ihren Begegnungen in Afrika. Davon ist manches nicht neu, anderes aber spannend – und immer trifft sie den richtigen Ton.

Fast jeder politische Korrespondent, so scheint es, durchsucht irgendwann die Schubladen seines Schreibtischs nach den Berichten und Reportagen der vergangenen Jahre. Das Geschriebene bringt er in eine Ordnung und bietet es einem Verlag an. Für Autor und Verlag scheint das eine lohnende Zweitverwertung zu sein. Jedes Jahr erscheinen Reportagebände, in denen mindestens die erfolgreiche Entwicklungsdiktatur in Ruanda oder die Traumata von Kindersoldaten im Kongo thematisiert werden. Das sind zweifellos wichtige Themen, aber irgendwann auch alte Bekannte, die man nicht ständig sehen möchte.

Im Sammelband von Ute Schaeffer trifft man die auch, zusätzlich aber begegnet man weniger abgegrasten Themen. Schaeffer ist Chefredakteurin bei der Deutschen Welle, sie berichtet angenehm unaufgeregt und nüchtern. Sie braucht nur wenige Worte, um dem Leser eine Ahnung davon zu geben, wie es in einem Slum von Sierra Leone aussieht oder in einer leeren Baumwollfabrik in Benin. Und nach der etwas langatmigen Einleitung fesselt das Buch, weil viele interessante und engagierte Menschen zu Wort kommen.

Zu den eindrucksvollsten Begegnungen Schaeffers zählt das Treff en mit der Wahlleiterin von Sierra Leone, Christiana Thorpe, die optimistisch über ihre Herkulesaufgabe berichtet. Ebenso spannend ist die Reise ins kenianische Rift Valley, wo nach den Wahlen Ende 2007 verschiedene Volksgruppen und politische Gruppen angestachelt wurden. Als die Gewalt ausbrach, flohen vermutlich um die 600.000 Menschen. Die Toten hat niemand genau gezählt, offizielle Schätzungen liegen zwischen 1300 und 3500. Schaeffers Augenzeugen berichten von diesem noch nicht lange vergangenen Horror, von Mord und Vertreibung und dem Leben danach. Noch immer leben viele Menschen in bitterer Not in Flüchtlingslagern, ohne jegliche Hilfe und Perspektive. Nicht jedes Zitat hat die Autorin selbst eingeholt. In einigen Fällen greift Schaeff er auf O-Töne aus Reportagen der Deutschen Welle zurück. Diese Hilfe von Kollegen macht sie kenntlich – und man hat jederzeit das Gefühl, dass sie weiß, wovon sie schreibt.


Felix Ehring

 

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