Kein Leben ohne Boden

Ute Scheub, Haiko Pieplow
und Hans-Peter Schmidt:
Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald.
Mit Klimagärtnern die Welt retten und gesunde Lebensmittel produzieren
Oekom Verlag, München 2013,
206 Seiten, 19,95 Euro

Die Menschen ziehen der Erde die Haut ab. 25 Prozent aller Böden auf der Erdoberfläche haben sich in den vergangenen 25 Jahren verschlechtert, warnen die Autoren dieses Buches. Schuld sei die industrielle Landwirtschaft – sie schaffe Monokulturen, befördere die Erosion und setze viel zu viel Stickstoffdünger ein. Die Folgen: Tier- und Pflanzenarten sterben aus und die Umweltbelastung steigt. 

Soweit die Makro-Ebene. Ihr setzen die Autoren einen Mikro-Ansatz entgegen, nämlich die Anleitung zur Herstellung einer besonders fruchtbaren Erde, der „Terra Preta“, die offenbar in Lateinamerika schon vor Jahrhunderten genutzt wurde. Das sollen nun auch die Leser dieses Buches tun. Jeder könne guten Boden herstellen, nämlich mit verschiedenen Formen des Kompostierens unter Beimischung von Pflanzenkohle. Damit werde dann praktischerweise gleich noch ordentlich Kohlenstoff gebunden.

Pflanzenkohle, deren Herstellung das Buch erklärt, unterstützt das Vergehen (Fermentierung) von allerlei organischem Material. So entsteht eine nährstoffreiche Erde, in der man wiederum pflanzen kann. Das sei auf dem eigenen Balkon möglich, aber auch für Bauern attraktiv, wie anhand von Exkursen gezeigt wird.

Dass die Böden veröden, ist keine ganz neue Erkenntnis, aber tatsächlich hört man relativ wenig von dieser voranschreitenden Zerstörung, die auch medial nicht so vorteilhaft zu vermitteln ist. Boden, das ist eben Erde, Matsch, Dreck. Ganz anders wird er in diesem Buch präsentiert, nämlich als eine der wertvollsten Ressourcen des Planeten, die es zu schützen gilt.

Die Autoren schreiben im Brustton der Überzeugung, sie wollen anleiten, motivieren, missionieren. Dadurch klingen einige Sätze etwas angestrengt pädagogisch. Die Vermischung von Politik, Wirtschaft, Geschichte und Biologie sowie einer Anleitung für Hobbygärtner kommt stellenweise ungeordnet daher. Trotzdem lohnt sich das Lesen. Und in einer Zeit, in der Millionen Menschen Garten-Hochglanzmagazine kaufen, verdient das Thema allemal mehr Aufmerksamkeit. Ohne eine ordentliche Krume hat noch keine Hochkultur überlebt, warnen die Autoren. (Felix Ehring)

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