Franz-Theo Gottwald, Isabel Boergen
Essen & Moral
Beiträge zur Ethik der Ernährung
Metropolis-Verlag, Marburg 2013
169 Seiten, 18 Euro
Was Menschen essen, ist nicht nur eine Frage ihres individuellen Geschmacks. Ob fair gehandelter Kaffee oder Fleisch aus Massentierhaltung – mit dem Einkaufskorb machen Verbraucherinnen und Verbraucher auch Politik. Sie gestalten die Welt mit – auf der Lebensmittel äußerst ungerecht verteilt sind. Während in den Industrienationen knapp die Hälfte des Essens im Müll landet, leiden weltweit knapp 900.000 Menschen unter Hunger und Mangelernährung. Viele Menschen wissen, wie Lebensmittel heutzutage hergestellt werden und erklären in Umfragen, dass sie großen Wert etwa auf artgerechte Tierhaltung legen. Doch an der Supermarktkasse legen sie dann in der Regel wieder ein Schnitzel aus Massenproduktion aufs Band. Es ist eben billiger.
Der wahre Wert der Lebensmittel werde ausgeblendet – und das habe fatale Folgen für die Gesellschaft, die Agrar- und Ernährungskultur und die Landwirtschaft, schreiben Franz-Theo Gottwald und Isabel Boergen, die diesen Sammelband über Ernährungsethik herausgegeben haben. Sie fordern, die Produktion, den Vertrieb, die Vermarktung und den Konsum von Lebensmitteln unter verbindlichen und allgemein gültigen ethischen Maßstäben zu betrachten. Vier Grundprinzipien nennen sie dazu: das Vorsorge- und das Verantwortungsprinzip, die Gerechtigkeit und das Prinzip der Vielfalt.
Diese Prinzipien mit Inhalt zu füllen, darum geht es in den 14 Beiträgen des Bandes, die auf ganz unterschiedlichen Ebenen ansetzen und damit das breite Spektrum ernährungsethischer Fragen widerspiegeln. Die ethischen Dimensionen des „Landgrabbing“, die Patentierung von Lebensmitteln und die Kennzeichnung von gentechnikfreien Lebensmitteln werden ebenso diskutiert wie Utopien der Ernährung. Es geht um christliche Ernährungsethik, die gesundheitlichen Folgen für Turbo-Kühe und Mastschweine und die wachsende Begeisterung für interkulturelle Gärten in Großstädten. Vieles davon ist nicht immer leichte Lesekost, aber durchaus bedenkenswert. Und wer sich vertieft mit einem Aspekt der Ernährungsethik beschäftigen will, wird, auch dank Quellenangaben, fündig. (gka)
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