Wie Chinesen in Uganda leben

Petra Navara
Was macht Herr Lin in Afrika?
Steinbauer Verlag, Wien 2013,
197 Seiten, 22 Euro 

Petra Navara hat sich chinesische Einflüsse auf Gesellschaft und Wirtschaft in Uganda angeschaut. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Buch.

Herrn Lin gibt es wirklich. Er heißt mit Vornamen Jeff, wohnt in Ugandas Hauptstadt Kampala und weiß viel über die chinesische Community in dem afrikanischen Land. Er ist eine der Gesprächspartner von Petra Navara, mit deren Hilfe sie herausfinden will, ob der zunehmende Einfluss Chinas in Afrika Tatsache oder Vorurteil ist. Als mitreisende Ehefrau eines Entwicklungsexperten hat sie in ihrem Gastland recherchiert.

China wird für Land Grabbing verantwortlich gemacht und für den Zugriff auf Rohstoffe zu Lasten von Umwelt und Menschenrechten. Über eine Chinesin, deren Tochter dieselbe Schule besucht wie ihre eigene, bekommt Navara Einblick in die Lebenswelt der chinesischen Diaspora und Zugang zu chinesischen Wirtschaftsleuten und Funktionären. Ihre Erkenntnisse sind geeignet, so manches Vorurteil ins Wanken zu bringen.

Dass China in den vergangenen 30 Jahren mehr Interesse für Afrika entwickelt hat, ist unbestritten. Die besondere Hinwendung zum rohstoffreichen Kontinent begann mit Chinas Isolation durch den Westen im Gefolge des Massakers am Tiananmen Platz im Jahr 1989. Afrikanische Politiker stimmten nicht in den Chor derer ein, die die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung verwerflich fanden.  

Nicht nur Naserümpfen

Es sei aber falsch, Chinas Engagement in Afrika nur mit gerümpfter Nase zu beschreiben, erklärt die entwicklungspolitisch erfahrene Autorin. So seien für Land Grabbing in Uganda vor allem einheimische Investoren und Günstlinge der Regierung verantwortlich. Für angebliche Pläne, langfristig in Afrika Lebensraum für eine explodierende chinesische Bevölkerung zu schaffen, findet Navara keine Beweise.

Belegen kann sie hingegen, dass die Regierung in Peking chinesische Unternehmer in Afrika unterstützt. Und dass die Waffengeschäfte lokale Konflikte anheizen, ist für eine Informantin, die der chinesischen Rüstungsindustrie nahesteht, ebenso unbestritten. Gewürzt wird das Buch mit Alltagsszenen aus Uganda und Einblicken in Geschichte und Kultur des Landes. Die Lektüre ist in jedem Fall bereichernd. (Ralf Leonhard)

Erschienen in welt-sichten 2-2014

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