Lioba Weingärtner, Claudia Trentmann
Handbuch Welternährung
Hg. Deutsche Welthungerhilfe,
Campus-Verlag, Frankfurt am Main
2010, 241 Seiten, 16,90 Euro
Ein Handbuch ist zum Nachschlagen da. Man sollte keine fertige Analyse des Welternährungsproblems erwarten, und dass es sich nicht schlüssig und spannend liest, liegt in seiner Natur. Mit dieser Einschränkung ist das Buch empfehlenswert. Die Autorinnen verstehen es, die gesamte Breite der Diskussion anzusprechen. Natürlich ist auf knapp 250 Seiten kein Platz, alle Aspekte in der Tiefe zu beschreiben. Aber zumindest bekommt man eine Orientierung. Sehr gut aufgemacht und recht einprägsam sind die vielen Grafiken und Info-Kästen, die das Buch zu einer Fundgrube machen. Sie lassen sich auch einzeln gut für die Bildungsarbeit verwenden. Schön wäre, wenn man sie von einer Homepage herunterladen könnte.
Bei allem Bemühen um Objektivität fällt allerding auf, für was das Herz der Autorinnen wirklich schlägt: für die Analyse des Weltagrarrats IAASTD. Das Buch behandelt ausführlich verschiedene wissenschaftliche Dimensionen von Ernährung. Das ist einerseits ein Gewinn, denn es zeigt, dass Hungerbekämpfung nicht einfach nur bedeuten kann, mehr Nahrungsmittel zu erzeugen. Man benötigt gezielte Strategien, um die am meisten gefährdeten Gruppen mit unterschiedlichen Angeboten zur Behebung ihrer Ernährungsdefizite zu erreichen. Anderseits liest sich das aber ermüdend, denn es geht sehr in die Details.
Gelungen ist die Mischung aus Analyse der Ursachen von Hunger, politischen Ansätze zu seiner Bekämpfung und konkreten Beispielen. Dabei zeigen sich die Autorinnen auf der Höhe der aktuellen Diskussion. Unverständlich bleibt da die Anmerkung im Klappentext, wonach angeblich „die Politik immer noch über die Strategien diskutiert, anstatt konsequent zur Tat zu schreiten“. Erstens stimmt das nicht, das geht aus dem Buch selbst hervor. Und zweitens belegt das Buch auch, wie wichtig die richtige politische Strategie ist.
Rudolf Buntzel
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