„Einheit ist das Schlüsselwort für alle Christen in der Welt“

Tawadros II. hat im Februar den ägyptischen Kirchenrat ins Leben gerufen. Im Mai hat er den neuen römisch-katholischen Papst Franziskus in Rom besucht. „Wir brauchen diese Einheit gerade in der jetzigen Zeit“, sagt der 61-Jährige, der seit November 2012 im Amt ist.

Über Jahrzehnte haben sich die Kirchen in Ägypten in der Zusammenarbeit schwergetan. Vor kurzem haben die fünf Konfessionen den ägyptischen Kirchenrat gegründet. Woher kommt dieser Einheitsgeist?
Die koptisch-orthodoxe Kirche ist schon seit langem Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen, im Mittelöstlichen Kirchenrat und in der Allafrikanischen Kirchenkonferenz. Bisher hat es aber kein nationales Forum für die ökumenische Zusammenarbeit gegeben. Vor drei Jahren hat mein Vorgänger, Papst Schenuda III., mit Vorüberlegungen begonnen. Ich habe die Ergebnisse der Diskussionen zusammengeführt, und der Rat wurde im Februar 2013 gegründet. Wir brauchen diese Einheit gerade in der jetzigen Zeit. Wir müssen die Stimmen der Christen vereinen.

Wie kann der Kirchenrat die Situation der Christen in Ägypten verbessern?
Er macht die Stimme der Christen hörbar gegenüber anderen Autoritäten wie der Al-Azhar-Universität oder gegenüber dem Groß-Imam. Der Rat stärkt die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen in sozialen Projekten. Im Sommer wird es das erste gemeinsame Jugendtreffen geben. Etwa 100 junge Frauen und Männer werden der Frage nachgehen, wie eine gute Lebensführung aussehen soll. Dieses Treffen ist für uns auch die Möglichkeit, die Stimme der Jugend zu hören.

Unter den Christen im Nahen Osten bilden die ägyptischen Christen mit 80 bis 90 Prozent die große Mehrheit. Kann der Einheitsgeist, der in Ägypten derzeit an Boden gewinnt, auch auf die anderen Kirchen in der Region abfärben?
Natürlich. Mein Besuch bei Papst Franziskus in Rom war ein Zeichen in diese Richtung. Die christliche Einheit sollte die Form des Kreuzes haben: Die Basis ist die Liebe, Studium und Dialog bilden den Querbalken und die Spitze des Kreuzes ist das Gebet.

Wie können Christen im Nahen Osten in ihren Gesellschaften etwas verändern? Oft sind sie nur eine sehr kleine Minderheit.
Sie können durch die tätige Nächstenliebe etwas verändern, indem sie der Gesellschaft in Schulen, Ausbildungszentren oder Krankenhäusern dienen, aber auch durch das Gebet. Sie sollten für die Regierungen und die Politiker beten, dass ihnen die Weisheit gegeben werde, ihrer Verantwortung nachzukommen, und dass sie ihre Länder gut führen.

Sie haben kürzlich Papst Franziskus in Rom getroffen. Ist Einheit das Schlüsselwort für die Zukunft der Christen im Nahen Osten?
Einheit ist das Schlüsselwort nicht nur für den Nahen Osten, sondern für die Christen in der ganzen Welt. Christen müssen zusammenarbeiten, um das Herz unseren Herrn Jesus Christus zu erfreuen. Einheit ist ein Traum für alle Christen. Sie müssen lernen, einander zu akzeptieren.

Das Gespräch führte Katja Dorothea Buck

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erschienen in Ausgabe 7 / 2013: Neues Wissen im Blick
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