Sri Lanka: Weiter Gewalt gegen Tamilen

Vor fünf Jahren hat Sri Lankas Regierung die tamilischen Rebellen besiegt. Laut Menschenrechtsaktivisten wird die tamilische Minderheit aber noch immer brutal unterdrückt. Sie dokumentieren 40 Fälle von Folter und Vergewaltigungen.

Am 16. Mai 2009 hatte Sri Lankas Armee den 26-jährigen blutigen Konflikt mit den Rebellen der „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) für sich entschieden. Vor allem in der Endphase des Krieges war die Zivilbevölkerung zwischen die Fronten geraten. Beide Konfliktparteien werden für Verstöße gegen die Menschenrechte und brutale Übergriffe verantwortlich gemacht.

Ein Bericht der Menschenrechtsanwältin Yasmin Sooka belegt, dass es noch heute immer wieder zu Übergriffen kommt. Sooka hat 40 Fälle aus den Jahren 2009 bis Anfang 2014 dokumentiert, in denen tamilische Frauen und Männer von srilankischen Sicherheitskräften gefoltert, vergewaltigt und misshandelt worden waren.

Extreme Gewalt und Gruppenvergewaltigungen

Mit Hilfe von Schmiergeldzahlungen seien sie freigekommen und hätten nach Großbritannien ausreisen können, heißt es in dem Bericht, an dem auch das internationale Wahrheits- und Versöhnungsprojekt aus Sri Lanka sowie das Bar Human Rights Committee mit Sitz in London beteiligt sind.

Die Aussagen der Tamilinnen und Tamilen werden durch medizinische und psychiatrische Gutachten untermauert – 19 von ihnen hatten versucht, Selbstmord zu begehen. Die Frauen und Männer erzählen von extremer Gewalt, eine von ihnen wurde Opfer von sieben Gruppenvergewaltigungen. Sie leiden unter Schlafstörungen, Albträumen, Panikattacken, isolieren sich von anderen. „Die meisten von ihnen glauben, dass sie keine Zukunft haben“, erklärt die Anwältin Yasmin Sooka.

Die dokumentierten Fälle seien nur ein kleiner Ausschnitt der Verbrechen, die an Tamilen verübt wurden, fügt sie hinzu. Die internationale Gemeinschaft müsse nun aktiv werden, damit solche Gräuel nicht weiter die Entwicklung Sri Lankas prägten.

Die Regierung blockiert unabhängige Untersuchungen

Ende März hatte der UN-Menschenrechtsrat eine Resolution verabschiedet, laut der die Menschenrechtsverletzungen während des Krieges von einer unabhängigen Kommission untersucht werden sollen. Sri Lankas Regierung hat allerdings bereits zwei vorangegangene Resolutionen des Rates ignoriert.

Die Autoren des Berichtes appellieren an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, auch die nach dem Krieg begangenen Verbrechen srilankischer Sicherheitskräfte zu untersuchen und zu verfolgen. Der Sonderberichterstatter für Folter und die Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für sexuelle Gewalt in Konflikten werden aufgefordert, Sri Lanka zu besuchen und eine Ermittlung wegen Vergewaltigungen und sexueller Gewalt einzuleiten.

Die Weltbank hingegen sieht Sri Lanka wirtschaftlich und sozial auf einem guten Weg. Das Land weise ein stabiles Wirtschaftswachstum von jährlich 6,4 Prozent auf. Es habe substanzielle Fortschritte gemacht bei der Bildung, der Infrastruktur, der Schaffung neuer Arbeitsplätze – und der Wiedereingliederung derer, die am meisten unter dem Konflikt gelitten haben.
 

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