Vor Flucht nach Europa gewarnt

Christenrat
Christliche Religionsvertreter in Ghana appellieren an die afrikanischen Regierungen, mehr gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu tun. Junge Afrikaner sollten in ihrer Heimat bleiben und "hart arbeiten".

„Wir sind traurig über das Schicksal, das so vielen afrikanischen Auswanderern in der Wüste in Nordafrika und im Mittelmeer widerfährt“, heißt es in dem Appell, den die Katholische Bischofskonferenz und der ghanaische Christenrat gemeinsam veröffentlicht haben. Die afrikanischen Staaten und Regierungen sollten dringend die notwendigen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen schaffen, damit junge Menschen in ihren Ländern Arbeit finden könnten. „Wir ermutigen die jungen Afrikaner in ihrer Heimat zu bleiben und hart für ihr tägliches Brot zu arbeiten.“

Sie sollten nicht glauben, dass Europa und andere Länder außerhalb Afrikas automatisch ein bequemes und glückliches Leben garantieren, heißt es weiter. Sorge bereitet den ghanaischen Religionsvertreter auch die Wirtschaft im eigenen Land. Ghana sei gefährdet, erneut in die Kategorie der hoch verschuldeten Länder abzurutschen.

Dem westafrikanischen Land waren im Rahmen der weltweiten Schuldenerlass-Kampagne 2005 rund 16 Milliarden US-Dollar Schulden gestrichen worden. Lange Zeit waren weltweit die Hoffnungen groß, dass Ghanas Wirtschaft damit endlich auf die Beine kommt. Doch Ende 2014 hatte das Land bereits wieder Außenstände von knapp 18 Milliarden US-Dollar, das entspricht fast zwei Dritteln des Bruttoinlandsprodukts. Anfang dieses Jahres musste die Regierung erneut eine Anleihe von knapp einer Milliarde US-Dollar beim Internationalen Währungsfonds machen.

Viele trauen sich die Flucht und den Neuanfang in einem fremden Land zu

Riley Edwards-Raudonat, Verbindungsreferent für Afrika bei der Evangelischen Mission in Solidarität, liest die gemeinsame Erklärung der Bischofskonferenz und des Christenrats auch auf dem Hintergrund der anstehenden Präsidentschaftswahlen 2016. Die Jugendarbeitslosigkeit werde sicher eine große Rolle spielen und müsse dringend bekämpft werden. Laut Weltbank sind zwei Drittel der jungen Leute ohne Job. „Die junge Generation hat in Ghana nur wenig Perspektiven, obwohl viele ein relativ hohes Bildungsniveau haben. Selbst für Hochschulabsolventen ist es schwer, eine Stelle zu finden“, sagt Edwards-Raudonat. Für viele sei Europa deswegen eine Option und sie trauten sich die Flucht sowie den Neuanfang in einem fremden Land zu.

Im Gegensatz zu Syrern und Eritreern, die oft aus purer Not fliehen müssten, kämen viele Ghanaer nicht mit dem Boot über das Mittelmeer sondern mit dem Flugzeug nach Europa. „Sie reisen mit einem kurzfristigen Touristenvisum ein und kommen in der ersten Zeit bei Verwandten unter, die oft schon vor Jahrzehnten als Asylsuchende nach Deutschland gekommen sind“, berichtet Edwards-Raudonat. Nach Ablauf des Visums müssten sie eigentlich wieder zurück nach Ghana – oder sie tauchen in die Illegalität ab. „Die wenigsten erzählen zu Hause, wie schwer es tatsächlich ist, in Europa Fuß zu fassen.“

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erschienen in Ausgabe 7 / 2015: Den Frieden fördern, nicht den Krieg
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