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Die Regenwälder in Südwest-Kamerun sind ein Brennpunkt der Biodiversität. Jenseits der Küste, an der schon zur Kolonialzeit Plantagen entstanden, sind sie noch dünn besiedelt. Doch sie bieten Dörfern das Lebensnotwendige und großen Holzfirmen den Rohstoff. Welche Art Nutzung kann mit Naturschutz und den Interessen der Bewohner in Einklang gebracht werden?

Für Philip Ewusi Mekako war die Wildnis am Gipfel des Kamerun-berges noch vor fünf Jahren eine wichtige Einkommensquelle. „Ich hatte dort um die fünfzig Bienenstöcke“, erzählt der Familienvater aus dem Dorf Bova 2 in der Nähe der Regionshauptstadt Buea. „Ich habe gejagt und das Fleisch verkauft; so konnten wir unsere Kinder in die Schule schicken.“ Sogar Waldelefanten konnte man erlegen und die Stoßzähne Schmugglern verkaufen, die es „auf der anderen Seite des Berges“ immer noch gebe. „Aber heute sieht man kaum noch Elefanten.“ Ewusi sammelte auch die Rinde der Baum­art Prunus africana, deren Extrakt exportiert wurde, unter anderem um ein Mittel gegen Prostatakrebs daraus zu gewinnen: „Früher haben wir die Rinde im Wald abgeschält oder die Bäume gefällt“, erzählt er. Das bedrohte den Bestand, deshalb hat die Europäische Union (EU) 2006 den Import aus Kamerun gestoppt.

Autor

Bernd Ludermann

ist Chefredakteur von "welt-sichten".

Seit 2010 steht nun die Natur am Kamerunberg unter Schutz: Die Höhenlagen des an der Küste gelegenen Vulkans sind zum Nationalpark erklärt und damit die Nutzung streng eingeschränkt worden. Vorher wurden die anliegenden Dörfer konsultiert. Ewusi hat dem Park zugestimmt, doch mit Vorbehalten und „wegen der Entwicklungshilfe“, sagt er: Sie soll die Erträge der Landwirtschaft verbessern und so den Verlust aus der Jagd, dem Honig und den Wildpflanzen ausgleichen. Dagegen begrüßt sein Nachbar Peter Njie den Park, „damit auch unsere Kinder einmal Antilopen sehen können“. Er hat nie gejagt – dazu lässt ihm seine Farm keine Zeit, auf der unter anderem Mais, Yams, Kochbananen, Ölpalmen, Kaffee und mehrere Nutzholzarten wie Mahagoni gedeihen.

Dieser Park ist nicht der einzige in Südwest-Kamerun: Der Korup-Nationalpark nordwestlich davon besteht seit 1986 und weiter nördlich seit 2008 der Takamanda-Park, der wie Korup an Nigeria grenzt. Südwest-Kamerun ist ein Brennpunkt der Biodiversität. Der Wald dort bildet zusammen mit dem jenseits der Grenze zu Nigeria den südöstlichen Teil des westafrikanischen Regenwaldgürtels. Dieser ist eins der 25 globalen Zentren der Biodiversität. Als solche gelten Lebensräume mit besonders vielen Pflanzen- und Tierarten, die teils nirgendwo anders vorkommen. Von diesen 25 Zentren haben die westafrikanischen Wälder, aus denen die Ölpalme stammt, die größte Vielfalt an Säugetieren wie Antilopen, Elefanten und Primaten. Viele sind vom Aussterben bedroht. Einige Vogelarten und Pflanzen leben zum Beispiel nur am Kamerunberg. Drills, eine mit Pavianen verwandte Affenart, und Schimpansen haben im Grenzgebiet von Kamerun und Nigeria ihren letzten Lebensraum. Vom Cross River Gorilla, der nordwestlichsten Gorilla-Unterart, leben dort noch etwa 250 Tiere, rund zwei Fünftel davon im Takamanda-Park.

Zwei neue Schutzgebiete

Dass in Südwest-Kamerun kurz nacheinander zwei neue Nationalparks geschaffen wurden, ist für Atanga Ekobo ein großer Erfolg. Er leitet das Programm des World Wide Fund for Nature (WWF) für Korup und den Kamerunberg. Das Vordringen der Landwirtschaft in Waldgebiete – die vulkanischen Böden in Südwest-Kamerun sind fruchtbar –, der Holzeinschlag sowie die Jagd und der Schmuggel mit bedrohten Arten gefährden die Artenvielfalt der Region. Dass auf Bestellung von reichen Auftraggebern zum Beispiel Elefanten geschossen und Papageien oder große Affen gefangen werden, ist laut Ekobo das größere Problem als die Jagd der Armen für den Eigenbedarf. Die könne man mit Kontrollen, Bewusstseinsbildung plus Entwicklungsprojekten auf ein „akzeptables Niveau“ bringen.

 

Teilerfolg beim Schutz der Wälder

Der illegale Einschlag von Tropenholz ist im vergangenen Jahrzehnt stark zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine ...

„Früher hat man Naturschutz betrieben und die Menschen vergessen. Das ist vorbei“, betont Ekobo. Deshalb arbeiten der WWF und eine zweite internationale Naturschutzorganisation, die Wildlife Conservation Society (WCS), hier mit Entwicklungsexperten zusammen: Sie arbeiten mit an der Umsetzung des „Programms für das nachhaltige Management der Naturressourcen – Südwest-Region“ (PSMNR-SWR) des Ministeriums für Wald und Wildtiere, das von den deutschen Entwicklungsagenturen KfW, GTZ und DED unterstützt wird.

Für Ekobo ist klar, dass man den Wald nur erhalten kann, wenn er Erträge bringt – den Anrainern wie dem Staat. Es gelte das Motto „use it or lose it“, nutzen oder verlieren. Doch welche Art Nutzung ist sowohl mit dem Naturschutz als auch mit den Bedürfnissen der Anwohner vereinbar? In Frage kommen Naturtourismus, die Nutzung von Früchten oder Pflanzen aus dem Wald, der Holzeinschlag sowie Kompensationszahlungen aus dem Ausland für den Verzicht auf die Bewirtschaftung.

Die Chancen für die ersten beiden stehen in Bova 2 nicht schlecht. Den größten Nutzen soll der Tourismus bringen. Buea ist gut erreichbar und besitzt ein Hotel mit akzeptablem Standard; oberhalb der Zone dichten Waldes kann man im Park Tiere sehen. Schon jetzt besuchen rund tausend Naturtouristen im Jahr den Berg und verschaffen Führern und Trägern ein Einkommen – Tendenz steigend.

Das Plus am Kamerunberg ist die Infrastruktur

Zur Akzeptanz des Parks trägt die Hilfe für bessere Anbaumethoden bei. So zieht Philip Ewusi zusammen mit 13 anderen aus Bova 2 Setzlinge für Obstbäume und lernt, wie man ertragreiche Bäume durch Pfropfen vermehrt. Eine andere Gruppe experimentiert mit neuen Arten, Yamswurzeln zu vermehren. Der nahe Markt bietet gute Absatzchancen: Peter Njie kann schon jetzt von seiner Farm seine Familie ernähren und seine drei Kinder nach Buea auf private Schulen schicken, obwohl seine Frau gestorben ist und es ihm an Arbeitskraft fehlt. Zudem wird Prunus africana nun angepflanzt. „Wenn man immer nur zwei Steifen Rinde abschält, überlebt der Baum“, erklärt Ewusi. Er hofft, dass die EU den Import aus Kamerun wieder zulässt, nachdem das Land einen Plan für die nachhaltige Nutzung vorgelegt hat.

Im Inland ist die Lage weit schwieriger. Die Hauptstraße vom Kamerunberg Richtung Norden führt in tiefer gelegene, schwül-heiße und von teils steilen Hügeln geprägte Landstriche. Hinter Kumba ist sie streckenweise unbefestigt, die Dörfer und Äcker am Rand werden spärlicher. Zwischen Nguti und Mamfe ist dann die Piste in der Regenzeit oft unpassierbar: Holzlaster wühlen Rinnen hinein, die sich bei Wolkenbrüchen in tiefe Schlammbäche verwandeln. In Nguti, dem nächsten größeren Ort beim Korup-Park, liefert ein einziger Generator fünf Stunden täglich Strom, und auch das nicht zuverlässig. Für den Tourismus sind das schlechte Voraussetzungen, zumal man große, von der Jagd scheu gewordene Tiere wie den Gorilla im dichten Wald kaum zu Gesicht bekommt.

Holz ist das lukrativste Produkt dieser Wälder. Theoretisch ist dem Raubbau vorgebeugt: Das Gesetz unterscheidet in Kamerun permanente Waldflächen, die langfristig Wald bleiben sollen, von solchen, die man umwandeln darf. Permanente sind der viel größere Teil und können, soweit sie nicht Naturparks oder weniger streng geschützte Reservate sind, Holzfirmen als Konzession überlassen werden. Die müssen sie nachhaltig bewirtschaften – zum Beispiel darf jedes Jahr nur auf einem Dreißigstel der Fläche Holz geschlagen werden, so dass immer dreißig Jahre Brache bleiben.

Auch Kommunen können permanente Waldflächen zur Nutzung erhalten. Die Gemeinde Nguti hat die Überlassung eines Waldgebiets von rund 12.000 Hektar als Gemeindewald beantragt. Aus der Holzernte erhofft sie sich Einnahmen von rund 80 Millionen Francs CFA im Jahr – etwa 120.000 Euro, mehr als ihr ganzer heutiger Etat. Die 67.000 Einwohner der Gemeinde verteilten sich auf den Hauptort und 54 verstreute kleine Dörfer. „In dem Wald sammeln sie jetzt Früchte und jagen für den Eigenbedarf“, erklärt Lordson Asek – wegen der Nähe zum Korup-Park gebe es noch Wild. Der junge Mann hat sich vom PSMNR-SWR in nachhaltigem Waldmanagement ausbilden lassen. „Für den Holzeinschlag brauchen wir langfristig Maschinen“, sagt er. Zunächst werde man das Gebiet wohl an eine der großen Holzfirmen verpachten. Die brauchen zusätzliches Holz, um ihre Sägemühlen auszulasten, seit der Export von rohen Stämmen mit Zusatzsteuern belegt ist und jede Holzkonzession eine Sägemühle haben muss.

Die des niederländischen Konzerns Wijma bei Nguti ist seit kurzem nach dem Standard des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. Das aus Wijmas Konzession gelieferte Holz wird registriert und die Produktion genau dokumentiert, erklärt der Franzose Thierry Le Blanc, der Leiter des Betriebs. So kann man prüfen, ob die Bretter und Balken wirklich aus Holz entstehen, das nach den Regeln des FSC gefällt wurde. Toiletten, Duschen und ein Speisesaal für die Beschäftigten gehören zum Sozialstandard. Ein Teil der 181 Angestellten wohnt in Nguti und zahlt dort Steuern. „Wir haben der Gemeinde auch eine Menge Diesel für ihren Generator zur Verfügung gestellt“, betont Le Blanc; Verschnitt aus der Sägemühle könnten die Einwohner kostenlos holen, um Holzkohle herzustellen.

Holzabgaben auch für Dörfer

Von den Steuern, die Holzkonzerne für eine Konzession zahlen, profitiert Nguti nicht direkt. Nach dem Gesetz bleibt die Hälfte bei der Zentralregierung. Zwei Fünftel fließen an die Verwaltung der Kommune, wo die Konzession liegt – auf Ngutis Gebiet ist keine. Zwei Fünftel dieser Steuern sollen unter allen Kommunen Kame­runs verteilt werden, das restliche Zehntel ist für unmittelbare Anwohner einer Holzkonzession bestimmt.

So wie für die 350 Menschen in Okpambe. Das Dorf liegt noch nördlich von Mamfe, rund zehn Kilometer vom Takamanda-Park. Es ist ein Beispiel dafür, dass Gemeinschaften an vielen Naturparks besonders arm sind: Sie leben in kaum erschlossenen Gebieten am Rande der Zivilisation. Die Wege von Mamfe nach Okpambe winden sich durch dichten Wald und sind gerade breit genug für ein Auto; junge Bäume, die in drei Jahren zehn Meter hoch werden können, überwachsen sie wie ein Dach. Das PSMNR-SWR hat die Wege vor kurzem verbessern lassen. Bis dahin war Okpambe nur in stundenlangen Fußmärschen zu erreichen wie andere Dörfer hier noch heute. Mangel an Straßen nennen die Bewohner als ihr größtes Problem, gefolgt von der Gesundheitsversorgung – Kranke müssen sie nach Mamfe bringen.

Auch hier ist mit der Jagd eine Nahrungsquelle verloren gegangen, jedoch nicht wegen des Parks. „Vor zwanzig Jahren gab es viel Wild“, erinnert sich der betagte Chief des Dorfes. Gejagt wurde und wird nicht im Gebiet des heutigen Parks – das ist zu weit entfernt –, sondern auf der nahen Holzkonzession. „Es gibt heute aber kaum noch Wild, weil unkontrolliert gejagt worden ist“, fährt der Chief fort. „Früher wollten alle jagen und niemand Ackerbau treiben. Jetzt müssen wir zu Ackerbau übergehen. Das ist die größte Veränderung für uns.“

Bush Mangos sind begehrt

So werden Wildpflanzen jetzt im Dorf angebaut, zum Beispiel Bush Mangos. Die Nüsse des Baumes sind so begehrt, dass Händler herkommen, um sie aufzukaufen. Martin Takem Ashu, der Sekretär des Dorfrates, propagiert auch die Imkerei. „17 Liter Honig hatte ich letztes Jahr“, sagt er. Ein mit Bananenblättern abgedeckter Holzkasten dient ihm als Bienenstock. Die Bienen sind etwas kleiner als unsere; ihr Honig ist dunkel und schmeckt leicht sauer. Einen Liter verkauft Takem für umgerechnet drei Euro. Nun führt er Kakao und Ölpalmen als neue Einnahmequellen ein und sucht auch dafür Beratung. Tiere, die Wild als Eiweißquelle ersetzen könnten, werden aber kaum gehalten. Von der Regierung fühlen die Dörfler sich vergessen – dass das PSMNR-SWR ein Programm des Waldministeriums ist, scheint ihnen nicht bewusst zu sein. Das Geld für zwei Lehrkräfte bringen sie selbst auf, und das Wellblechdach für die Schule, die sie gerade bauen, haben sie von den umgerechnet 1350 Euro bezahlt, die ihnen die Holzkonzession 2009 gezahlt hat. An das Holzunternehmen richten sie auch ihre Forderung, Straßen zu bauen. „Die Unternehmen sind verpflichtet, die Straßen für den Holztransport selbst zu bauen“, erläutert Pascal Deschères, der im Auftrag der KfW das PSMNR-SWR berät. „So lässt die Regierung sie entlegene Gebiete erschließen. Allerdings machen ihre Laster die Straßen schnell wieder kaputt.“

Okpambe hat wie die Gemeinde Nguti einen gewissen Nutzen von der Holzwirtschaft. Doch wie ökologisch nachhaltig wird sie betrieben? Westlich von Nguti liegt eine rund 55.000 Hektar große Konzession von Transformation Reef Cameroon (TRC), einem in Kamerun registrierten Unternehmen mit niederländischem Hauptanteilseigner. Sie lässt sich gerade FSC-zertifizieren und scheint professionell geführt. Vor dem Einschlag muss der Bestand genau erhoben und ein Bewirtschaftungsplan erstellt werden, erklärt Fridolin Choula, der Leiter der Planungsabteilung des Unternehmens. Das Holz von 54 der 380 Baum­arten Kameruns wird genutzt. Wenn man von einer Art zu wenige oder keine jungen Exemplare findet, wird sie aber ausgenommen. Die Wege, auf denen Bulldozer die Bäume herausschleppen, werden wieder verschlossen, um Jagd und illegalen Einschlag zu erschweren.

Der FSC-Standard macht über das Gesetz hinaus Vorschriften, erläutert Choula. So würden Wildwechsel geschont und Wege nicht an steilen Hängen gebaut. Die rund hundert Arbeiter könnten auf der Konzession preiswert Fleisch kaufen, damit sie nicht jagen. Felder oder heilige Orte der Anwohner würden sehr vorsichtig behandelt: „Wir sind hier dreißig Jahre, deshalb brauchen wir gute Beziehungen zur Bevölkerung“, sagt Choula. TRC gebe deshalb Geld für kleine Gesundheitsprojekte und beteilige die Anwohner an den Prüfungen, ob Außenstehende in der Konzession wilderten, illegal Holz schlügen oder Felder ausweiteten.Natürlich wird illegal Holz geschlagen, sagt Grace Mbah, die Leiterin der Region Südwest des Ministeriums für Wald und Wildtiere in Buea. Betroffen seien aber nicht so sehr Gemeindewälder und Konzessionen – hier hat sich die Lage unter anderem wegen FSC deutlich verbessert –, sondern kleinere Einschlagtitel auf der nicht permanenten Waldfläche. Ein großer Teil des dort geschlagenen Holzes wird im Land oder in Nachbarländern verwendet. Und im Grenzgebiet – selbst in den Parks – wird in großem Stil Holz illegal gefällt und auf dem Cross River nach Nigeria geflößt. Dort ist der meiste Wald gefällt und der Holzbedarf groß. Die Kontrollmöglichkeiten des Ministeriums sind beschränkt: „Für Korup haben wir 21 Parkwächter, für Takamanda nur 7“, sagt Mbah. Auch Korruption im öffentlichen Dienst untergräbt die Kontrollen.

Samuel Nguiffo vom Center for Environment and Development, einer nichtstaatlichen Organisation in Yaounde, plädiert deshalb dafür, nicht auf Holzeinschlag zu setzen, sondern auf Ausgleichszahlungen für den Waldschutz – insbesondere auf REDD. Dieses Instrument des internationalen Klimaschutzes soll Anreize setzen, die Emission von Kohlendioxid aus Abholzung oder Degradation von Wald zu vermindern (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation). Das im Wald gebundene Kohlendioxid soll bewertet werden, so dass Industrieländer mit Zahlungen für den Walderhalt eigene Emissionen ausgleichen können. Das solle Kamerun nutzen, sagt Nguiffo. Die Öffnung für den Holzeinschlag werde am Ende zum Verlust der Wälder führen.

Ausgleichzahlungen unter REDD sind bisher nur Theorie

Für Deschères dagegen hat der Verzicht auf jeden Einschlag  kaum Vorteile gegenüber FSC-Konzessionen, weil die Holz schonend ernten. Er hat selbst in der Überwachung des FSC-Standards gearbeitet und widerspricht Nguiffos Ansicht, deren Einhaltung könne nicht kontrolliert werden. REDD dagegen ist bisher nur Theorie, sagt Kirsten Hegener vom GTZ-Büro in der Landeshauptstadt Yaounde. Der Aufwand für die Anerkennung eines REDD-Projekts, etwa an Studien, wäre enorm.

Aaron Nicholas, der das Programm der Wildlife Conservation Society (WCS) für Takamanda und den Mone-Wald leitet, hält deshalb Entwicklungshilfe im Natur- und Artenschutz für dauerhaft nötig. Und er möchte erreichen, dass die Parkanrainer am Schutz mitwirken. Menschen wie der Chief von Nguti, die den Verlust von Naturschätzen miterlebt haben, sind dafür ansprechbar, sagt er.

Allerdings: Artenschutz erfordert Waldschutz, ist aber mehr als das. Ekobo hat bei Studien in TRC-Konzessionen zwar gefunden, dass Holzeinschlag mit Wildschutz vereinbar ist: Die Elefanten litten wenig, da sie mobil sind, und die Schimpansen, weil sie im hügeligen Terrain Rückzugsräume finden. Aber Holzkonzessionen bringen neue Straßen. Für den Naturschutz ist das ein Dilemma, betont Nicholas: „Die Leute brauchen Straßen. Doch die erleichtern das Vordringen der Besiedlung und zerschneiden die Lebensräume großer Tiere wie der Gorillas.“ Auch die professionelle Wilderei wird leichter.

Verschärft wird das durch den Zuwanderungsdruck in Südwest-Kamerun. „Das nördlich angrenzende Hochland und nahe Gebiete in Nigeria sind sehr dicht besiedelt“, sagt Nicholas. Beide leiden unter Landknappheit und Bodenverschlechterung. Wenn der Regenwald besser zugänglich wird, werden Bauern von dort sich hier neues Land suchen. Pläne der US-amerikanischen Firma Sithe Global, große Ölpalmen im Gebiet von Nguti und am Korup-Park anzulegen und das Öl zur Stromerzeugung zu nutzen, drohen den Druck weiter zu erhöhen: Wenn Einheimische Nutzland verlieren, werden sie im Wald neues erschließen.

Naturschutz mit Entwicklung zu verbinden, ist im Inneren der Südwest-Region schwieriger als am Kamerunberg. Dort sind alternative Einkommen zu denen aus dem Wald in Sicht. Peter Njies Kinder haben deshalb gute Chancen, noch Antilopen und Elefanten zu sehen. Das Überleben des Cross River Gorilla im Takamanda-Park scheint weniger sicher.

 

erschienen in Ausgabe 10 / 2010: Artenvielfalt: Vom Wert der Natur
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