Intransparente Kirchenbank

Verbraucherportal Fair Finance
Der Fair Finance Guide Deutschland hat die sozialen und ökologischen Selbstverpflichtungen mehrerer Banken untersucht. Das Vergleichsportal offenbart ein überraschendes Ergebnis.

Wie ökologisch und ethisch arbeitet meine Bank? Für Bankkunden ist oft schwer nachvollziehbar, wie sich ihre Geldanlage auswirkt. Ein Mittel, um Licht ins Dunkel zu bringen, sind die sogenannten Selbstverpflichtungen. Darin formulieren Banken, an welchen Standards sie sich bei ihren Investitionen orientieren, also ob sie sich beispielsweise verpflichten, auf die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen zu pochen, oder Hersteller von Streumunition aus ihrem Portfolio ausschließen.

Wie umfassend und transparent das einzelne Banken tun, haben mehrere Organisationen für den Fair Finance Guide Deutschland untersucht. Anhand von insgesamt 240 sozialen und ökologischen Kriterien wurden jeweils zwei Privat-, Genossenschafts-, Landes- und Nachhaltigkeitsbanken bewertet. Am besten abgeschnitten haben dabei die beiden grünen Banken GLS-Bank und Triodos, gefolgt von der evangelischen KD-Bank.

Weit entfernt von den eigenen Ansprüchen auf dem letzten von acht Plätzen landete die katholische Pax-Bank, die für nachhaltige Anlagen wirbt. Die veröffentlichten Richtlinien seien nicht transparent und präzise genug, erklärt Mario Dziamski von der Organisation Rank a Brand. Zudem sei die Pax-Bank als einzig geprüfte Bank nicht bereit, einen Dialog mit den Kritikern zu den Bewertungen aufzunehmen.  

Die Initiatoren des Projektes wollen Druck auf die Banken ausüben und fordern Verbraucher zum Wechsel auf. Um die Verbraucherfreundlichkeit der Banken zu testen, orientiert sich das Bewertungsportal ausschließlich an öffentlich zugänglichen Informationen über die jeweiligen Richtlinien. Die Banken sollen so dazu gebracht werden, möglichst konkrete Richtlinien zu veröffentlichen. Das heißt zwar nicht, dass die Unternehmen zwangsläufig auch ethischer und sozialer investieren. Mögliche Verstöße gegen die eigenen Verpflichtungen lassen sich so aber einfacher nachweisen und ankreiden. Sollten Banken nicht bereit sein, zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beizutragen, werden Kunden sie früher oder später dazu zwingen, sagt Thomas Küchenmeister, Vorstand der Organisation Facing Finance.   

Diskrepanz zwischen Papier und Praxis

Besonders unzureichend sind der Studie zufolge die Angaben der Deutschen Bank und der LBBW. Letztere investiere zwar nachweislich in erneuerbare Energien, habe es aber versäumt, für die Bankkunden nachvollziehbare Richtlinien zu veröffentlichen, sagt Antje Schneeweiß von Südwind. Ebenso sei die Finanzierung von Rüstungsgütern nicht generell ausgeschlossen, sondern lediglich die von Streumunition, Landminen und mit Embargos belegten Ländern.

Ob die tatsächlichen Anlagen den eigenen Ansprüchen der Banken genügen, zeigt das Vergleichsportal anhand einzelner Beispiele. So schneidet die Commerzbank bei den Richtlinien zwar relativ gut ab, ist in der Praxis aber längst nicht so sauber wie auf dem Papier. Das Portal verweist auf finanzielle Verflechtungen der Commerzbank mit 15 Unternehmen, die gegen Umwelt- und Menschenrechtsstandards verstoßen.

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