Briefträgerin zwischen Riad und Teheran

Schweiz
Die Schweiz vertritt die konsularischen Interessen des Iran und Saudi-Arabiens. Zwischen den beiden Ländern herrscht seit Anfang des Jahres diplomatische Funkstille.

Es sei auch im Interesse der Schweiz, in der Region zur Stabilität beizutragen, teilte das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nach einem Besuch von Außenminister Didier Burkhalter in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad mit. Er hatte während seines 24-stündigen Besuchs seinen Amtskollegen Adel al-Dschubair sowie König Salman getroffen und dabei auch die angespannten Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien besprochen.

Saudi-Arabien hatte im Januar den bekannten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr hingerichtet. Al-Nimr soll für Anschläge im überwiegend sunnitischen Land verantwortlich sein. Für den Iran hingegen war der Geistliche ein wichtiger Verfechter der Rechte der schiitischen Minderheit im Land. Er protestierte scharf gegen die Hinrichtung, wütende Demonstranten stürmten die saudi-arabische Botschaft in Teheran. In der Folge brach Saudi-Arabien die Beziehungen zum Iran ab, alleDiplomaten mussten das Land innerhalb von 48 Stunden verlassen.

Aufgrund der guten Beziehungen zu beiden Ländern habe die Schweiz Saudi-Arabien angeboten, die Interessen Riads im Sinne eines Schutzmachtmandats im Iran zu vertreten, teilte das EDA mit. Auf einer gemeinsamen Medienkonferenz im Anschluss an die Gespräche nahm Außenminister Al-Dschubair den Vorschlag dankend an.

Der Iran hatte bereits im Januar akzeptiert, dass die Schweiz die Interessen des Landes in Saudi-Arabien vertritt. Die guten Dienste der Schweiz sind in der Islamischen Republik bereits bekannt, da sie seit 1980 die Interessen der USA in Teheran vertritt.

In einer Internet-Kolumne lobte der frühere Schweizer Botschafter in Teheran, Philippe Welti, den „bemerkenswerten Erfolg für die Schweizer Diplomatie“. In den meisten Fällen würden zerstrittene Regierungen unterschiedliche Schutzmächte auswählen, weil sie für ihre Interessenwahrung Exklusivität beanspruchten. Die Schweiz sei damit nicht mächtiger, aber sichtbarer geworden, „was ein politisch-diplomatisches Kapital darstellt“.

Das EDA will die Einzelheiten zur Rolle der Schweiz mit Vertretern beider Länder noch präzisieren. Wenn gewünscht, könne die Schweiz einen Kommunikationskanal anbieten, der es den beiden Ländern erlaube, sich trotz fehlender diplomatischer Beziehungen auszutauschen.
 

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erschienen in Ausgabe 4 / 2016: Entwicklungsbanken: Geld mit Nebenwirkungen
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