Entwicklung und Profit

OECD-Bericht
Die Rechnung klingt einfach: Investitionen in Entwicklungsländer zahlen sich für die Firmen aus, die im Gegenzug Jobs schaffen und zur sozialen Absicherung beitragen. Wie das gelingen kann, skizziert der Entwicklungsbericht der OECD.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen lassen sich nicht ohne das Zutun der Privatwirtschaft erreichen. Das zeigen die Berechnungen des Anfang der Woche in New York vorgestellten Entwicklungsberichts der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Im Vorjahr haben die Geber demnach 132 Milliarden US-Dollar an offizieller Entwicklungshilfe (ODA) aufgebracht, zudem haben die Industrieländer zugesichert, ab 2020 weitere 100 Milliarden pro Jahr für den Kampf gegen den Klimawandel bereit zu stellen. Um die Nachhaltigkeitsziele in den Entwicklungsländern zu verwirklichen, wären laut Bericht jedoch jährliche Investitionen in Höhe von 3,3 bis 4,5 Billionen US-Dollar nötig. Diese Lücke könne nur mit Hilfe privater Investitionen gestopft werden. Gefragt seien vor allem kleinere und mittlere Unternehmen, die etwa in Asien 98 Prozent aller Firmen ausmachen und zwei Drittel aller Arbeitskräfte beschäftigen.

Von hoher Bedeutung seien ausländische Direktinvestitionen, die wesentlich zum Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern beitragen. Ein Rückgang hätte dramatische Folgen, warnen die Autoren. Mischfinanzierungen wie staatliche Bürgschaften oder Darlehen könnten als Hebel wirken und sollten künftig stärker genutzt werden. Um zu erkennen, inwiefern öffentliche Beteiligungen private Investitionen mobilisieren, arbeitet die OECD an einem neuen Berichtswesen. Es ist Teil des TOSSD (Total Official Support for Sustainable Development) der künftig die gesamten privaten und öffentlichen Entwicklungsgelder abbilden soll.  

Mehr Geld für den sozialen Sektor

Doch mehr Geld alleine garantiert keine nachhaltigere Entwicklung. Entscheidend ist die Frage, wie Unternehmen dazu gebracht werden, neben ihrem Gewinn auch den Schutz der Umwelt und soziale Belange im Auge zu behalten. Im Bericht heißt es dazu: Regierungen müssten klare Regeln setzen und kommunizieren; sie müssten denen, deren Menschenrechte verletzt wurden, einen besseren Zugang zu rechtlichem Beistand verschaffen, und sie sollten mit gutem Beispiel und fairer Beschaffung vorangehen. Die Unternehmen müssten internationale Richtlinien wie die der OECD und der Vereinten Nationen (Ruggie-Leitlinien) beachten und verantwortliches Verhalten in den eigenen Lieferketten einfordern. Von Sanktionsmechanismen, wie sie Menschenrechtsaktivisten verlangen, ist nicht die Rede.

Um die Situation ärmere Bevölkerungsschichten zu verbessern, müssten zudem die Investitionen im sozialen Bereich ausgebaut werden, heißt es weiter. Als Beispiele nennen die Autoren Sozialunternehmen im Bildungs- oder Gesundheitssektor sowie Wohlfahrtsorganisationen. Um zu bestimmen, welche Geschäftsformen besonders wirksam sind, seien mehr Forschung und einheitliche Indikatoren nötig. Zudem sollte das lokale Unternehmertum stärker gefördert werden.  

Insgesamt sieht die OECD im Beitrag der Privatwirtschaft zur nachhaltigen Entwicklung großes Potenzial.  Die Erfolge Brasiliens beim Kampf gegen Armut und die Entwaldung zeigten, dass wirtschaftlicher Aufschwung und Umweltschutz Hand in Hand gehen könnten. Als vorbildlich loben die Autoren auch Äthiopiens Anstrengungen, zum Land mit mittleren Einkommen aufzusteigen, ohne den CO2-Austoß zu erhöhen.

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